HIVtravel.org ist umgezogen
Seit 1997 existiert die Informationswebsite für Menschen mit HIV, welche eine Reise unternehmen, im Ausland studieren oder auswandern möchten. Mehr als 200’000 Besucher pro Jahr nutzten die Webseite hivtravel.org.
Gegründet wurde die Webseite hivtravel.org in der Schweiz. 1996 fragte das Dokumentationszentrum AIDS Info Docu Schweiz im damaligen Aussendepartement nach, ob es denn neben den USA noch weitere Länder gäbe, welche Menschen mit HIV die Einreise verweigern. In der Tat, es gab noch einige mehr – Russland, China, fast alle Länder im Nahen Osten, um nur einige zu nennen. Es war ein insgesamt erschreckendes Bild. Als 35-jähriger war ich erschüttert, war ich doch in meinem ganzen beruflichen Leben vor allem unterwegs gewesen und auch sehr oft im Ausland.
Mir war sofort klar: Diese Informationen müssen wir erstens in englischer Sprache verfügbar machen und zweitens online stellen. Das gelang 1998 erstmals auf der Webseite von Aids Info Docu. Gleichzeitig veröffentlichte die Deutsche Aidshilfe eine ähnliche Übersicht in einem gedruckten Quellenband. Diese war dank dem grossen diplomatischen Netz Deutschlands noch umfassender als die Schweizer Übersicht. Ich reiste nach Berlin, traf den Autor Peter Wiessner und wir beschlossen, unsere Daten zusammenzulegen und so aktuell als möglich zu halten. Unser Hauptziel war die Information von Menschen mit HIV. Zugleich wollten wir das Problem sichtbar machen und die Zivilgesellschaft mobilisieren.
Bild: zvg
Uneinheitliche Praxis je nach Land und Länge des Aufenthalts
Bereits damals gab es keine rationalen Gründe, Menschen mit HIV das Reisen oder Einwandern zu verbieten. Recht bald wurde mir bewusst, dass Länder mit Einreiseverboten diese kaum durchsetzen konnten. Auch in Ländern mit Visumspflicht war für kurzfristige Aufenthalte wie Tourismus oder Geschäftsreisen kaum ein Gesundheitsnachweis nötig. Ein solcher war in der Praxis meist zu kompliziert. Auffällig auch, wie vom Tourismus stark abhängige Länder bei Aufenthalten unter 90 Tagen alle Augen zudrückten, aber bei Menschen, die eine Arbeits- oder Studienbewilligung brauchten, keine Gnade walten liessen. Es braucht nicht viel Phantasie, um die Absurdität dieser Logik zu erkennen.
Aufhebung Einreiseverbot USA im 2010 als Meilenstein
Die Datensammlung half uns, die wenigen Einschränkungen in Europa abzuschaffen. Problematisch waren vor allem osteuropäische Länder, welche ab 2004 zur EU stiessen. Die europäische Kommission und deren HIV-Forum für öffentliche Akteure waren damals die zentrale Plattform, welche wir nutzen konnten. Ab 2008 wurde UNAIDS endlich auf das Problem aufmerksam – ein spezielles Task Team wurde ins Leben gerufen. Das Task Team diente als Diskussionsplattform, um Ländern mit bestehenden Beschränkungen helfen, diese abzuschaffen. 2010 gelang es einer grossen Koalition von Akteuren, das US-amerikanische Einreiseverbot aus dem Weg zu räumen. Weitere Länder folgten dem Beispiel, so Bulgarien, Namibia, Indien und die Ukraine, Südkorea, Neuseeland und schliesslich sogar China.
Nach der Schliessung von AIDS Info Docu Schweiz 2003 überlebte die Webseite mehr schlecht als recht. Schliesslich fanden wir bei der International AIDS Society IAS eine neue Heimat ab 2009. Seither war die vielgenutzte Webseite in die Jahre gekommen.
Einige Nutzer stellten deshalb die Frage, ob denn die Webseite überhaupt noch aktuell sei. Dank kleiner Zwischenfinanzierungen konnten wir die Inhalte aktualisiert halten. Für Make-up und Layout war kein Geld da.
Von hivtravel.org zu Positive Destinations
Die IAS-Konferenz 2023 in Brisbane brachte schliesslich einen Durchbruch. Australische Kollegen hatten ein Migrationsforum auf die Beine gestellt, auch um die eigene Regierung unter Druck zu setzen. Die damals geknüpften Kontakte ermöglichten es, die Informationsseite gründlich zu überholen und den heutigen Bedürfnissen von Menschen mit HIV anzupassen. Unter dem Dach des global aktiven HIV-Justice Networksentstand die neue Webseite Positive Destinations. Das neue Heim wird eine wichtige Lücke schliessen – der globale Aktivismus zum Abbau bestehender Barrieren wird verstärkt weitergeführt.
David Haerry / März 2025
Der Autor dankt Peter Wiessner und der International AIDS Society für die jahrelange Zusammenarbeit. Gilead Sciences unterstützt das HIV Justice Network und stellt damit die Zukunft der Informationsseite sicher.
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