End AIDS Now – wie bitte?

18. Dezember 2022

Die Aids-Hilfe Schweiz fährt eine neue Fundraising Kampagne. Das erste der neuen Bilder erschien in der letzten Swiss AIDS News, als Anzeige online und in Printmedien. Wir stören uns vor allem am Slogan, und wurden auch sonst überrumpelt.

Dass die Aids-Hilfe Geld sammelt und dazu eine Kampagne fährt, ist zu begrüssen. Dass sie dies mit einem Slogan von vorgestern macht, das stört uns heftig.

Wir haben in der Schweiz kein AIDS, seit vielen Jahren nicht mehr. Eine Handvoll Patienten, sogenannte «late presenter», die nichts von ihrer Infektion wissen und viel zu spät oder gar todkrank eine Diagnose kriegen, ja, das gibt es immer wieder. Diese kleine Minderheit macht aber aus der Schweiz kein Land mit einem AIDS-Problem. Die geschätzte Dunkelziffer nicht diagnostizierter Menschen mit HIV beträgt per Ende 2021 noch rund 1’200 Personen – vor neun Jahren waren es noch 4’800. 97% der Menschen unter Therapie haben eine nicht nachweisbare Viruslast – ein Rekordwert.

Grafik: BAG-Bulletin 45/22

Die über 17’000 HIV-Betroffenen geben den Aids-Hilfen natürlich zu tun – bei der Diagnose vor allem, aber auch später unter Therapie. Es sind vor allem soziale Probleme, psychische und ab und zu juristische Schwierigkeiten oder Diskriminierungsfälle, welche Menschen mit HIV hierzulande Probleme schaffen.

Wir brauchen die Aids-Hilfe, ganz bestimmt und ohne Zweifel. Aber sie soll sich auch mit ihrer Fundraising Kampagne an der heutigen Realität orientieren, und keine Bilder aus der Vergangenheit heraufbeschwören um an Spendengelder zu gelangen. Genau diese Bilder sind die Ursache vielfältiger Diskriminierungen von Menschen mit HIV. Diese Fundraising Kampagne beisst der Anti-Diskriminierungskampagne zum Welt-Aids-Tag sozusagen in den Schwanz. Ein sicher ungewollter Effekt, aber man hätte uns ja fragen können. 

Gestolpert sind wir – und viele andere auch – über die Bildsprache. Wir wurden von mehreren Leuten darauf angesprochen, denn da werden Missverständnisse provoziert. Das ist sicher nicht gewollt, aber unüberlegt. Die ganze Kampagne ist online.

Für die Zukunft wünschen wir uns ein sorgfältigeres und umsichtigeres Vorgehen der Aids-Hilfe Schweiz.

David Haerry / Dezember 2022

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