HIV Glasgow: Wie unterstützt man PrEP-Nutzer wenn das Leben stillsteht?

Von Mitte März bis Ende April konnte der Checkpoint Zürich keine Routinekontrollen bei PrEP-Nutzern mehr durchführen. Diese Nachkontrollen lassen sich nicht verschieben, ohne die PrEP Anwender einem unnötigen Risiko auszusetzen. Deshalb hat der Checkpoint Zürich eine Pilotstudie mit zuhause abgenommenen Proben durchgeführt. Der Versuch war erfolgreich und wurde später ausgeweitet.

Das Runterfahren des Lebens im Frühjahr bekamen wir alle irgendwie zu spüren. Termine in der Klinik wurden verschoben oder virtuell durchgeführt, verschiebbare Eingriffe wurden ausgesetzt. Besonders betroffen von diesen Massnahmen waren europaweit auch PrEP Anwender – fast überall wurden die Checkpoints einfach ersatzlos geschlossen. Sicher, man hatte andere Prioritäten, doch das Vorgehen war etwa sowenig überlegt wie das Wegsperren der Oma im Altersheim.

Der Checkpoint Zürich suchte eine Lösung für dieses Problem, und 24 Teilnehmer der SwissPrEPared Studie waren zum Mitmachen bereit. Sie erhielten die nötige Ausrüstung, Tupfer, eine schriftliche Anleitung und ein erklärendes Video. Die Laborauswertung wurde telefonisch übermittelt. Wer Symptome einer sexuell übertragbaren Erkrankung hatte, wurde in die Klinik gebeten. PrEP-Medikamente wurden per Post ausgeliefert.

Zwei Teilnehmer machten aus unbekannten Gründen nicht mit, zwei weitere füllten den Fragebogen nicht aus. Die Anweisungen wurden gut verstanden, das Video sogar sehr gut. Bei der kapilären Blutabnahme gab es anfangs ein paar Schwierigkeiten, denn mehrere Blutproben konnten nicht analysiert werden. Im Kontakt mit dem Checkpoint konnten die Probleme aber einfach überwunden werden. Neunzehn von den zwanzig übriggebliebenen Teilnehmern wollten das System der Heimproben weiterführen, zwei wollten sogar für immer darauf umstellen.

Dank der grossen Akzeptanz wurde das Programm ausgeweitet. Die Versorgung der PrEP Nutzer wird wohl schwierig bleiben, die kommenden Monate werden zur Geduldsprobe. Die Leute werden trotzdem Sex haben wollen, und vielleicht die Anzahl Partner einschränken. Das Funktionieren der PrEP bleibt darum wichtig, und die kleine Zürcher Studie zeigt uns, wie’s gemacht wird, falls es wieder Zugangsbeschränkungen geben sollte.

Wer mehr wissen will

David Haerry / Oktober 2020

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