Vererbbarkeit der HIV-1 Reservoir-Grösse und Veränderung unter langzeitunterdrückender ART.
Wan Ch et al, Nature Communications 2020
Die antiretrovirale Therapie kann die durch HIV verursachte Sterblichkeit stark reduzieren, muss aber lebenslang eingenommen werden. Die antiretrovirale Therapie kann zwar die Vermehrung von HIV effizient stoppen, aber das HI-Virus nicht aus dem Körper komplett verdrängen. Ein Teil der Viruspopulation bildet ein sogenanntes HIV-Reservoir, in welchem das Virus sich zwar nicht vermehrt, sich aber für viele Jahre und gar Jahrzehnte trotz Therapie verstecken kann.
Wird die Therapie dann unterbrochen, kommen die Viren aus diesem Reservoir hervor und vermehren sich wieder – damit schreitet die Krankheit weiter fort. Das HIV Reservoir ist somit die grösste Hürde auf dem Weg zu einer vollständigen Heilung von HIV. Aus diesem Grund werden viele Ansätze erforscht, um dieses Reservoir zu eliminieren oder dessen Aktivierung zu verhindern, bisher allerdings mit beschränktem Erfolg.
Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen der HIV-X Studie durchgeführt, welche in über 1000 Patienten der Schweizerischen HIV Kohortenstudie die Grösse und die langfristige Dynamik des HIV-Reservoirs unter antiretroviraler Therapie analysiert. Dies entspricht der grössten Population, in welcher Einflussfaktoren für Grösse und Dynamik des Reservoirs bestimmt wurden.
Basierend auf Analysen des Erbguts von HIV dieser Patienten, dem sogenannten viralen Genom, konnte gezeigt werden, dass dieses einen bedeutenden Einfluss auf die Grösse des HIV Reservoirs hat und dessen Variabilität zu ungefähr 20% erklärt. Diese Ergebnisse deuten also darauf hin, dass der infizierende HIV-Stamm die Grösse des HIV-Reservoirs mitbestimmt und bei zukünftigen Bemühungen zur Heilung von HIV berücksichtigt werden sollte. Ausserdem bildet diese Arbeit die Grundlage für eine Erforschung der Mechanismen, durch welche das virale Genom die Grösse des Reservoirs beeinflusst, was wiederum zu neuen Impulsen für die Erforschung der Heilung von HIV führen wird.
Weitere Themen
11. International Aids Society Konferenz zur HIV Wissenschaft, IAS 2021
Ursprünglich war Berlin als Durchführungsort auserkoren. Aus bekannten Gründen wurde die Konferenz vom 18. bis 21. Juli ausschliesslich virtuell durchgeführt. Normalerweise nehmen ca. 5’000 Delegierte an dieser Konferenz teil. Sie findet alle zwei Jahre statt und alterniert mit der grösseren Welt-Aidskonferenz. Schwerpunkte der Konferenz waren Therapien mit Langzeitwirkung, Covid-19, PrEP sowie Fortschritte in der Impfstoff- und Heilungsforschung. Ab Mitte September werden die Inhalte auf ias2021.org frei zugänglich.
HOPE – 40 Jahre Leben mit HIV
Nach einer launigen Begrüssung durch den Geschäftsführer der Aids-Hilfe Schweiz Andreas Lehner eröffnete der Lausanner Medizinhistoriker Vincent Barras die Vorträge. Er war als junger Mediziner 1981 bei einem Einsatz in der Gefängnisklinik in Genf zum ersten Mal mit dem damals noch unbekannten HI-Virus konfrontiert. Er berichtete farbenreich von früher medizinischer Arroganz gegenüber den Erkrankten und der später gewachsenen Einsicht, dass die Medizin im Kampf gegen das Virus nichts zu bieten hatte.
11. International Aids Society Konferenz zur HIV Wissenschaft, IAS 2021
11. International Aids Society Konferenz zur HIV Wissenschaft, IAS 2021 Ursprünglich war Berlin als Durchführungsort auserkoren. Aus bekannten Gründen wurde die Konferenz vom 18. bis 21. Juli ausschliesslich virtuell durchgeführt. Normalerweise nehmen ca. 5’000 Delegierte an dieser Konferenz teil. Sie