SRF streicht das Wissenschaftsmagazin – warum Widerstand wichtig ist
In einer Zeit, in der jeden Tag unheilvolle Meldungen auf uns einprasseln, kam auch noch diese Nachricht: Das Deutschschweizer Radio und Fernsehen (SRF) streicht wegen der aktuellen Sparübungen durch den Bundesrat das Wissenschaftsmagazin. Die Begründung: Es erreiche zu wenige Menschen. SRF müsse mit seinen Mitteln haushälterischer umgehen, wegen einbrechender Einnahmen aus Gebühren und Werbung, aber auch wegen Finanzierungsbedarfs für neue Angebote, zum Beispiel digitale Kanäle.
Die SRG müsse aktuell 8 Millionen sparen. Weitere 270 Millionen werden wegen des Bundesbeschlusses der Reduktion der Gebühren von Privathaushalten von heute CHF 335 auf CHF 300 pro Jahr folgen. Neben anderen Formaten trifft es in der aktuellen Sparrunde auch den Wissenschaftsjournalismus. Schnell hat sich Widerstand formiert, auf LinkedIn und über zwei Petitionen. Eine von ETH-Professor:innen, die andere von Hörer:innenseite.
Am 22. Februar wurde die von über 27‘000 Personen unterschriebene Hörerpetition der SRG und dem SRF an einer Demo in Basel vor dem Radiostudio übergeben. Mehrere Hundert Menschen nahmen daran teil. Es war ein buntes Programm mit Redner:innen aus Wissenschaft, Kultur, Politik und von Hörer:innenseite sowie eines Vertreters der SRG-Unternehmensleitung. Die Wichtigkeit des Service Public wurde in den Reden betont: Wer soll denn tiefergehende Formate anbieten, wenn nicht die SRG? Genau das können und wollen die privaten Unternehmen nicht. Die Wissenschaftsseite hat auf die Wichtigkeit der unabhängigen Information und Orientierung in der heutigen schnell drehenden Zeit verwiesen. Und an die Corona-Zeit erinnert, wo wir alle froh waren um die Beiträge der Wissenschaftsjournalist:innen. Die Initiant:innen betonten denn auch, dass sie wohl den Sack schlagen, aber den Esel meinen: sprich eigentlich ist Bundesbern und die Verordnung von Bundesrat Rösti der Grund des Debakels sowie die anstehende Halbierungsinitiative.
Waren doch die kritischen Stimmen auf dem Platz gerade die wichtigsten Unterstützer:innen des Angebots des öffentlich-rechtlichen Senders und die treuesten Hörer:innen des Radio SRF. Ein Transparent brachte das Anliegen dies auch so auf den Punkt: „Für eine starke SRG“.
Warum beschäftigt dies den Positivrat?
Die Wissenschaftsjournalist:innen verfolgen wissenschaftliche Themen und Forschung, picken Relevantes für die breite Öffentlichkeit heraus, erklären, ordnen ein und kommentieren kritisch. Dies ist entscheidend für die Meinungsbildung in unserer Demokratie. Auch wir von der Redaktion des POSITIV-Newsletters sehen das Wissenschaftsmagazin als Vorbild, Inspiration und immer wieder mal als Quelle für unsere Beiträge. Dafür braucht es Journalistinnen und Journalisten mit einem entsprechenden Hintergrund, die über längere Zeiträume Themen aus der Forschung verfolgen und einordnen können. Dies lässt sich nicht ersetzen durch Interviews mit Expert:innen, die der SRG-Vertreter auf dem Platz als neues Format und Quasi-Ersatz angekündigt hat.
Guter Wissenschaftsjournalismus ist in der heutigen Medienlandschaft zunehmend ein rares Gut. Doch gerade auch für Patient:innen ist dieser von grosser Bedeutung, da sie über guten Wissenschaftsjournalismus Neuigkeiten aus der Forschung erfahren, die sie teilweise persönlich betreffen. Dies kommt von unabhängiger Seite und ist gerade deshalb von unschätzbarem Wert. Information direkt durch die Industrie oder die Hochschulen kann diese Leistung nicht ersetzen.
Aus diesem Grund hat sich der Positivrat in einem offenen Brief an SRG-Direktorin Susanne Wille und SRF-Direktorin Nathalie Wappler gewandt. Wir fordern die SRG auf, den Wissenschaftsjournalismus zu stärken, und nicht zu schwächen. Es ist zu befürchten, dass diese Kürzungen erst der erste Schritt der Schwächung der SRG sind und weitere folgen werden. Auch deshalb ist Widerstand jetzt wichtig!
Hier geht’s zum Beitrag des Wissenschaftsmagazin zu den Kürzungen:
SRF-Radio: Das Ende des Wissenschaftsmagazins, 8. Februar 2025.
Bild: Mehrere hundert Menschen demonstrierten vor dem Radiostudio in Basel gegen die Sparmassnahmen. (Bild: Christian Heuss)
Bettina Maeschli / Februar 2025