Neues von der Kohortenstudie: Veränderungen der Todesursachen über die Zeit: Analyse der Schweizer HIV Kohortenstudie
Weber et al., Clinical Infectious Diseases
Die grossen Fortschritte in der Behandlung der HIV Infektion mit Hilfe der antiretroviralen Therapie haben dazu beigetragen, die HIV-bedingte Sterberate in der Schweiz drastisch zu reduzieren. Weniger gut erforscht sind jedoch Veränderungen von anderen Todesursachen über die Zeit, wie etwa leberbedingte Todesursachen etwa als Folge einer Hepatitis Co-Infektion, Herzkreislauf- oder Krebserkrankungen.
In dieser Studie wurden die Todesursachen von allen Teilnehmern der Schweizerischen HIV Kohortenstudie ausgewertet, welche zwischen 2005 und 2022 aufgetreten sind. In einem ersten Schritt wurden Todesursachen anhand aller vorhandenen Daten systematisch kategorisiert, wie etwa Todes- und Autopsieberichte, Informationen zu weiteren Diagnosen, und auch Laborwerte. In einem weiteren Schritt wurden zeitliche Veränderungen der Todesursachen analysiert und Risikofaktoren für bestimmte Todesursachen identifiziert.
Im Zeitraum 2005 bis 2022 sind insgesamt 1’630 SHCS Teilnehmende verstorben, 9% davon an sogenannten AIDS definierenden Erkrankungen, fast ein Viertel an Krebserkrankungen, 10% an leberbedingten Erkrankungen und knapp 10% an Herzkreislauferkrankungen wie etwa Herzinfarkt oder Schlaganfall. Das durchschnittliche Alter zum Zeitpunkt des Todes war 45 Jahre im Zeitraum 2005-2007, und 61 Jahre im Zeitraum 2020-2022. AIDS- und leberbedingte Todesfälle nahmen über die Zeit stark ab, während Krebserkrankungen häufiger als Todesursache identifiziert wurden und Herzkreislauf-bedingte Todesursachen in etwa gleichgeblieben sind. Die häufigste Krebs-bedingte Todesursache war Lungenkrebs. Wichtig zu betonen ist, dass die Studie keine Aussage zur Sterblichkeit machte. Das heisst, die Studie hat nicht untersucht, wie sich die Lebenserwartung oder Sterblichkeit von Personen mit und ohne HIV über die Zeit verändert hat.
Zusammenfassend zeigt der Rückgang von AIDS- und leberbedingten Erkrankungen den Erfolg der antiretroviralen Therapie auf und die hervorragende Patientenbetreuung bezüglich HIV sowie Hepatitis Co-Infektionen in der Schweiz. Weiter zeigt die Studie, dass in der SHCS Herzkreislauferkrankungen erfolgreich behandelt werden, da aufgrund der immer älter werdenden HIV-Betroffenen eigentlich eine Zunahme der Herzkreislauf-bedingten Todesursachen zu erwarten gewesen wäre. Der Anstieg der Todesfälle durch Lungenkrebs untermauert schliesslich die Wichtigkeit des Rauchstopps.
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Kommentar Positivrat
David Haerry
Das sind eindrückliche Daten, welche einerseits für die Wirksamkeit der HIV- und Hepatitistherapien sprechen, und andererseits für die qualitativ hochstehende Behandlung von HIV-Betroffenen in der Schweiz. Noch vor zwanzig Jahren starben Mitglieder der HIV-Kohorte mit durchschnittlich 45; fünfzehn Jahre später erst mit 61. Dank früherem Therapiestart und noch besseren Medikamenten dürfte sich diese Entwicklung weiter fortsetzen.
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