Neuer WHO-Bericht: Todesfälle aufgrund viraler Hepatitis nehmen weltweit zu
Anlässlich des World Hepatitis Summit, der im April in Lissabon stattfand, hat die Weltgesundheitsorganisation WHO einen Bericht mit den neusten Zahlen zu viraler Hepatitis weltweit veröffentlicht. Demnach stieg die Anzahl Todesfälle aufgrund viraler Hepatitis von 1,1 Millionen im Jahr 2019 auf 1,3 Millionen im Jahr 2022. Nur Covid-19 war im Jahr 2022 für noch mehr Todesfälle verantwortlich. Damit ist virale Hepatitis zusammen mit Tuberkulose eine der tödlichsten Infektionskrankheiten überhaupt.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO strebt Eliminationsziele für Hepatitis B und C bis 2030 an. Diese Viren, die Leberentzündungen und in der Folge Leberzirrhosen und -krebs sowie weitere Erkrankungen auslösen können, sind gemeinsam für 1,3 Millionen Todesfälle weltweit verantwortlich. Dank einer Impfung (gegen Hepatitis B) und neuen Therapien könnten diese gefährlichen Infektionskrankheiten eliminiert werden. Dieses Ziel ist jedoch nur zu erreichen, wenn jetzt gehandelt wird. Der Hauptgrund für die steigenden Fälle liegt darin, dass zu wenig Menschen eine Diagnose erhalten und Zugang zu einer Behandlung haben.
Auch in der Schweiz gibt es Lücken in der Versorgung. Schätzungsweise ein Drittel der Personen mit einer chronischen Hepatitis B oder C sind nicht diagnostiziert. Und auch bei besonders betroffenen Bevölkerungsgruppen gibt es Handlungsbedarf, obwohl seit vielen Jahren Empfehlungen zur Verbesserung von Test- und Therapieraten existieren. So zeigt eine aktuelle Studie, dass in der Grundversorgung im Suchtbereich schätzungsweise 43 Prozent der Personen mit einer chronischen Hepatitis C keine Diagnose haben. Über die Hälfte dieser Patient:innen wurde nicht behandelt. (Wissel et al. 2024)
In der Schweiz sind die Grundlagen vorhanden, um die virale Hepatitis wirksam zu bekämpfen. Es gibt Impfempfehlungen für Hepatitis B für alle Neugeborenen. Hepatitis C ist heute unkompliziert heilbar. Zudem ist seit Anfang 2024 das neue nationale Programm «Stopp HIV, Hepatitis B-, Hepatitis C-Virus und sexuell übertragbare Infektionen NAPS» in Kraft. Jedoch ist noch offen, wie dieses umgesetzt wird und wie die Massnahmen finanziert werden sollen. Zudem fehlt es an einem belastbaren Monitoringsystem.
Es braucht die Finanzierung von Hepatitis-Projekten durch die öffentliche Hand gerade in Schlüsselgruppen, es muss ein niederschwelliger Zugang zu Tests und Therapien gewährleistet sein und es braucht dringend bessere Surveillance-Daten, um Lücken und Fortschritte in der Bekämpfung der viralen Hepatitis erkennen zu können.
Bettina Maeschli / Mai 2024
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