Liver International
Béguelin et al.
Seit Ende November 2011 sind in der Schweiz hochwirksame und gut verträgliche Medikamente zur Behandlung der Hepatitis C (HCV) Infektion verfügbar. Die Autoren haben in der vorliegenden Studie in der Schweizerischen HIV Kohortenstudie nun untersucht, wie sich die Behandlungsrate seit der Marktzulassung der neuen Medikamente in der Schweiz entwickelt hat und wie der Behandlungserfolg darunter war. Das erfreuliche Hauptresultat der Studie war: über die letzten Jahre hat sich die Anzahl der behandelten PatientInnen verfünffacht und mit der neusten Klasse der DAAs konnten 96% der behandelten PatientInnen geheilt werden.
Bis Mitte 2011 bestand die Behandlung der HCV-Infektion aus einer Kombination von pegyliertem Interferon und Ribavirin und war mit vielen Nebenwirkungen und tiefem Behandlungserfolg verbunden. Ab Ende 2011 kamen die ersten neuen hochwirksamen Hepatitis C Medikamente auf den Markt (sogenannte direct acting agents; DAAs), welche zu einem deutlich höheren Heilungsraten führten und nebenwirkungsärmer waren. Ab Mitte 2014 waren schliesslich die Zweitgenerations-DAAs verfügbar, welche kaum mehr Nebenwirkungen hatten und mit denen selbst mit einer kurzen Behandlungszeit von drei Monaten praktisch alle PatientInnen geheilt werden konnten.
Die Autoren der vorliegenden Studie haben drei Zeitperioden analysiert:
01/2009-08/2011 vor Verfügbarkeit der Erstgenerations-DAAs (Periode 1),
09/2011-03/2014 nach deren Einführung (Periode 2), und
04/2014-12/2015 nach Verfügbarkeit der Zweitgenerations-DAAs(Periode 3).
Die Autoren fanden dabei heraus, dass die Behandlungsraten der HCV-Infektionen über die drei Zeitperioden stetig zunahmen und sich in dieser Zeit verfünffacht haben. Gleichzeitig nahm auch die Heilungsrate unter Behandlung massiv zu und verdoppelte sich von 54% während der Periode 1 auf 96% während der Periode 3.
Zu Beginn der Periode 3 hatten 876 PatientInnen aus der Schweizerischen HIV Kohortenstudie eine HCV Infektion, von denen 20% eine Behandlung mit einem der hochwirksamen Zweitgenerations-DAA begannen. Obwohl drei Viertel dieser PatientInnen eine fortgeschrittene Leberfibrose hatten, konnten 96% geheilt werden und nur bei vier PatientInnen konnte das Hepatitis C Virus unter Therapie nicht ausgeheilt werden.
Zusammenfassend zeigte sich in der Schweiz nach Zulassung der neuen DAAs eine starke Zunahme der Behandlungsraten von HCV-infizierten Personen. Mit den neusten Medikamentenklassen konnten fast alle Patienten, welche eine Behandlung begannen, auch geheilt werden. Diese Resultate zeigen auch, dass die HIV/HCV koinfizierten Menschen ebenso gut auf die DAAs ansprechen wie HCV monoinfizierte. Da zu Beginn die neuen DAAs wegen der sehr hohen Preise nur bei PatientInnen mit einem fortgeschrittenen Leberschaden von den Krankenkassen übernommen wurden, konzentrierte sich die Behandlung in erster Linie auf Patienten mit einem bereits bestehenden Leberschaden. Seit dem 1. Oktober 2017 können nun in der Schweiz alle PatintInnen mit einer HCV-Infektion mit den neusten DAAs behandelt werden, unabhängig vom Ausmass ihres Leberschadens oder anderen Begleitfaktoren. Damit ist eine wichtige Hürde gefallen und eine Hepatitis C Elimination in der Schweiz denkbar geworden.