IAS Konferenz Kigali – Neue WHO-Leitlinien
Auf einer Satellitensitzung zu Beginn der IAS 2025 wurden wegweisende neue WHO-Leitlinien zur langwirksamen injizierbaren PrEP und Aktualisierungen zu anderen wichtigen Aspekten der HIV-Versorgung präsentiert.
Die neuen Leitlinien bedeuten eine Vereinfachung, eine stärkere Integration und eine bessere Nutzung begrenzter Ressourcen. Der Schwerpunkt liegt auf Menschen aus Schlüsselgruppen und andere Betroffene, welche oft zu kurz kommen.
Langwirksame injizierbare Arzneimittel und HIV-Tests
Die wichtigste Empfehlung lautet, injizierbares Lenacapavir als Option für die PrEP als Teil einer HIV-Präventionsstrategie aufzunehmen. Damit werden Programme in der Planungsphase unterstützt, bevor Lenacapavir auf breiter Basis verfügbar ist.
Die WHO empfiehlt neu die Vereinfachung von HIV-Tests bei der Verwendung von langwirksamen PrEP, einschliesslich injizierbarem Cabotegravir und dem Dapivirin-Ring. So werden beispielsweise HIV-Schnelltests anstelle von Viruslasttests empfohlen.
Obwohl anerkannt wird, dass Selbsttests die Flexibilität und Häufigkeit der Tests erhöhen könnten, werden diese aufgrund mangelnder Evidenz nur für die orale PrEP, den Dapivirin-Ring und für die Post-Expositionsprophylaxe PEP empfohlen.
Alle zugelassenen PrEP-Optionen können während der Schwangerschaft sicher angewendet werden. Auf der Grundlage von 193 Schwangerschaften, die in der PURPOSE-1-Studie aufgetreten sind, ergab die systematische Überprüfung, dass Lenacapavir im Vergleich zur PrEP in Pillenform wahrscheinlich wenig bis gar keine Auswirkungen auf die Schwangerschaft und die Geburt hat.
In den Leitlinien wird betont, dass es keine Bedenken hinsichtlich einer signifikanten Wechselwirkung zwischen PrEP-Medikamenten und hormoneller Empfängnisverhütung oder geschlechtsbestätigender Hormontherapie gibt.
Lenacapavir wird jedoch über den CYP3A4-Stoffwechselweg abgebaut. Damit ist die Substanz anfällig für Wechselwirkungen. Dazu gehören insbesondere TB-Antibiotika (Rifabutin, Rifampicin und Rifapentin) und Antikonvulsiva (Carbamazepin, Phenobarbital und Phenytoin). Die gleichzeitige Nutzung dieser Substanzen macht Dosisanpassungen nötig.
Stillen, Säuglingsprophylaxe und Offenlegung von HIV
Die neuen Empfehlungen zur Säuglingsprophylaxe und zum Stillen führen einen neuen, auf den Rechten basierenden Ansatz für die Entscheidung zum Stillen ein, wenn die Mütter erfolgreich therapiert sind. Dazu gehört auch eine verstärkte Unterstützung der Adhärenz und des Verbleibs in der Betreuung.
Die Säuglingsprophylaxe richtet sich nach dem Hintergrundrisiko. Bei geringem HIV-Risiko erfolgt die Prophylaxe mit einem einzigen Medikament in den ersten sechs Wochen. Bei hohem Risiko erfolgt die Prophylaxe mit einem Drei-Präparate-Schema für sechs Wochen. Die Einzelmedikamentenprophylaxe sollte dann während der Stillzeit fortgesetzt werden oder bis die Viruslast der Mutter nicht mehr nachweisbar ist.
Besonders wichtig für Afrika: Es wurde auch eine neue 40-seitige WHO-Ressource zur Unterstützung der HIV-Offenlegung bei Kindern und Jugendlichen mit HIV vorgestellt.
Zusätzlich wurden auch die Leitlinien zu HIV & Mpox sowie zu sexuell übertragbaren Erkrankungen angepasst.
Diese wichtigen Neuerungen werden dazu beitragen, die Versorgungsstandards weiter zu verbessern. Sie wurden in einer Zeit erstellt, in der die WHO aufgrund der unsicheren Finanzierung zu Umstrukturierungen gezwungen ist. Die frühzeitige Einbeziehung der injizierbaren PrEP dürfte dazu beitragen, die Entwicklung von Zugangsprogrammen zu unterstützen.
Die Zukunft der HIV-Prävention war ein wichtiges Thema auf der Konferenz, sowohl im Hinblick auf neue Fortschritte wie injizierbare PrEP-Formulierungen als auch auf die weitere Finanzierung aller Aspekte der HIV-Prävention.
David Haerry / August 2025
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