Kohorten-News SHCS: B-Free Studie zu Booster- Therapien
Menschen mit vorbestehenden Resistenzen haben häufig eine geboosterte Therapie. Dabei wird eine Substanz verwendet, welche den Abbau einer anderen Substanz in der Leber verlangsamt. Dadurch wird die Therapie wirksamer. Der Nachteil dieser Kombinationen: Die Boostersubstanz beeinflusst auch die Wirksamkeit anderer Medikamente. Bei älter werdenden HIV-Patienten wird dies zur Hypothek. Die gerade angelaufene B-Free Studie[1] sucht neue Wege.
Die HIV-Therapie stellt hohe Anforderungen an Menschen mit HIV. Über viele Jahre hinweg, ja lebenslänglich ist eine Therapietreue erforderlich, welche weit über das hinausgeht, was von Patienten im Allgemeinen erwartet werden kann. Es ist erstaunlich, wieviele Menschen mit HIV über all die Jahre zu dieser Höchstleistung fähig waren. Doch gibt es einige Betroffene, welche Resistenzen gegen bestehende Substanzen entwickelt haben. Das hat nicht immer mit fehlender Therapietreue zu tun – manche haben sich bereits mit einem resistenten Virus infiziert, oder sie hatten zum Beispiel mit Nebenwirkungen oder anderen Problemen zu kämpfen. Viele dieser Menschen wurden in der Vergangenheit auf eine geboosterte Therapie eingestellt.
Die B-Free Studie möchte nun untersuchen, ob man diese Patienten auf eine einfachere Therapie umstellen kann. Dies zu untersuchen ist möglich, da wir inzwischen neue Substanzen zur Verfügung haben. Je älter wir Menschen mit HIV werden, desto häufiger werden wir andere Medikamente zusätzlich nehmen müssen, um sogenannten Altersbeschwerden entgegenzuwirken. Bei Patienten mit einer geboosterten HIV-Therapie werden diese zusätzlichen Medikamente zum Problem und erfordern häufig Dosisanpassungen. Es wäre deshalb sehr viel einfacher, wenn man auf eine Booster-freie Kombination umstellen könnte – deshalb der Studienname „B-Free“, Booster-frei.

Die Studie prüft die Wirksamkeit der folgenden Ersatztherapie: Doravirin & Dolutegravir & 3TC[2]. Zusätzlich untersucht die Studie Veränderungen in der Wahrnehmung der Patienten hinsichtlich Akzeptanz und Zufriedenheit mit der Behandlung sowie der gesundheitsbezogenen Lebensqualität nach der Umstellung auf eine boosterfreie Therapie.
Interessierte Menschen mit HIV, welche eine Therapie mit Booster haben und älter als 18 Jahre sind, kontaktieren am besten das Behandlungszentrum. Dort wird man Sie über die genauen Teilnahmekriterien informieren. Welche HIV Therapie-Zentren sind dabei?
- Bern, Infektiologie Unispital
- Zürich: Infektiologie Unispital
- Genf: HIV-Klinik Unispital
- Lausanne: Infektiologische Sprechstunde im CHUV
- Basel: HIV-Sprechstunde Unispital
- Lugano: Abteilung für Infektionskrankheiten Regionalspital Lugano
- Gallen: Infektiologische Sprechstunde, Kantonspital St. Gallen
Die Studie ist randomisiert. Das heisst: Die Hälfte der Teilnehmer bekommt die neue Therapie, die andere Hälfte fährt mit der geboosterten Therapie weiter. Die zweite Gruppe kann später umstellen, falls die Strategie erfolgreich ist. Die Studie wird vom Schweizerischen Nationalfonds finanziertDie erste Person wurde am 14. November in Zürich für die Teilnahme rekrutiert.
Die Studie wird ab 2024 auch in zwei Kliniken in Amsterdam durchgeführt.
[1] Webseite B-Free: https://www.bfree-trial.ch/
[2] Doravirine gehört zur Klasse der NNRTI, entwickelt von der Firma MSD. Dolutegravir ist ein Integraseinhibitor von ViiV Healthcare; 3TC ist ein NRTI, ebenfalls von ViiV.
Weitere Themen
EACS 2025 Paris: Neue Therapieempfehlungen
Die Europäische HIV-Fachgesellschaft führte ihre Konferenz im Oktober in Paris durch. Sie findet alle zwei Jahre statt. Ein Höhepunkt ist wie immer die neuste Ausgabe der europäischen Therapieempfehlungen und die Sitzung, an welcher die Änderungen vorgestellt und diskutiert werden. Die
EACS 2025 Paris: SHCS zeigt Forschungsstärke – Gleich drei Studien in der Auswahl der Konferenzvorsitzenden
Die Schweizerische HIV-Kohortenstudie SHCS ist auf allen HIV-Konferenzen prominent vertreten. Keine andere Kohortenstudie ist erfolgreicher. Besonders offensichtlich war das in der Sitzung „Co-Chairs Choice“ – der Auswahl der Konferenzvorsitzenden vom Samstagvormittag. Sechs Beiträge schafften es in diese Auswahl, drei davon
Charity Run EACS 2025: «Es braucht bei diesem ernsthaften Thema etwas Spass.»
Der passionierte Läufer, Chemiker und HIV-Aktivist Alex Schneider organisiert regelmässig Benefizläufe an Aidskonferenzen. Damit bringt er nicht nur Spass, sondern auch eine positive Botschaft zu HIV unter die Leute. Der 46-jährige promovierte Chemiker und Unternehmer leitet Life4me+ , ist Co-Präsident