Charity Run EACS 2025: «Es braucht bei diesem ernsthaften Thema etwas Spass.»

Der passionierte Läufer, Chemiker und HIV-Aktivist Alex Schneider organisiert regelmässig Benefizläufe an Aidskonferenzen. Damit bringt er nicht nur Spass, sondern auch eine positive Botschaft zu HIV unter die Leute. Der 46-jährige promovierte Chemiker und Unternehmer leitet Life4me+ , ist Co-Präsident des Positivrats, lebt in Lenzburg AG und rennt wenn möglich täglich zehn Kilometer.

Bild: Alex Schneider

Claudia Langenegger: Alex, du hast Mitte Oktober an der der Europäischen Aidskonferenz in Paris (EACS 2025) einen Benefizlauf durchgeführt, der Teil des offiziellen Programms der Konferenz war – wie kam es dazu?

Alex Schneider: Seit 2017 organisiere ich mit meiner Organisation Life4me+ («Lifeformeplus») Aktivitäten an den europäischen HIV-Konferenzen. In Milano waren wir mit einer Kampagne zu U=U am Start, in Basel haben wir 2019 zu «No HIV Stigma» verschiedene Veranstaltungen und eine Demonstration durchgeführt, in London gab es einen Demonstrationszug von der Westminster Abbey bis zum Trafalgar Square. In Warschau stellten wir fest, dass eine Demo schwierig sein würde, da wir dafür die Unterstützung der Basis nicht hatten.

Warum nicht?

Wer in Polen im HIV-Bereich arbeitet, ist meist für eine Regierungsorganisation tätig. Sie befürchteten, dass die Teilnahme an einer Demonstration als Protest gegen ihren Arbeitgeber aufgefasst werden würde. So haben wir weitergedacht: Eine Demo hat immer etwas Negatives – man protestiert gegen etwas. Warum nicht eine positive Message mit einem sportlichen Event verbreiten? Sport verbindet, ist Lifestyle und gut für die Gesundheit – das passt zu HIV. So haben wir in Warschau 2023 den ersten Benefizlauf durchgeführt.

Offenbar mit Erfolg. Wie ging es weiter?

Ich wurde daraufhin von den Münchner Aids-und Infektionstagen (MAIT), der Internationalen Aidskonferenz (IAC) in München und der Glasgow-Konferenz (HIVGlasgow) angefragt, ob ich Läufe organisiere – 2024 fanden dann drei weitere Benefizläufe statt. Die Organisatoren der EACS Paris fanden: Das wollen wir hier auch!

Das ist eine richtige Erfolgsgeschichte, wird diese Reihe weitergeführt?

Ja klar, wir werden von allen Seiten unterstützt. Derzeit bin ich für Benefizläufe 2026 mit Organisatoren im Gespräch: Die MAIT in Berlin im März 2026, Afravih im Mai 2026 in Lausanne und EACS in Prag 2027.

Bild: Alex Schneider

Was bringen diese Läufe in Sachen HIV-Aufklärung?

Wir können so auf spielerische Weise den Slogan «Living free with HIV» unter die Leute bringen. Da die Läufe öffentliche Veranstaltungen sind, nehmen uns auch Leute ausserhalb unserer «HIV-Bubble» wahr. In Paris waren etwa die Hälfte der Läuferinnen und Läufer von ausserhalb, im Juli 2024 in München waren sogar neunzig Prozent der Teilnehmenden nicht von der Internationalen Aidskonferenz. Das ist toll: So werden wir sichtbar.

Wie kam das?

In Paris wurde die Konferenz vom Tourismusbüro «Île de France» online beworben und man konnte sich via App für den Lauf anmelden. Wir waren also für alle sichtbar. Was sicher auch hilft: Das Startgeld ist tief und der Anlass dient einem guten Zweck.

Organisierst du die Läufe alleine?

Ich bereite sie alleine vor, vor Ort bin ich aber auf ein Team von Helfern angewiesen. In Paris hat mich der Co-Chair der Konferenz Jean-Michel Molina tatkräftig unterstützt, sei es mit den Genehmigungen, mit E-Mails oder dem Aufbieten von freiwilligen Helferinnen und Helfern. Ich glaube, er hat sein ganzes Team aufgeboten! Wer nicht gelaufen ist, hat beim Aufstellen, Abräumen, beim Verteilen von Startnummern, Medaillen und Verpflegung geholfen – oder war auf der Strecke als Posten dabei.

Was für Organisationen unterstützt ihr jeweils mit den Benefizläufen?

Lokale und kleine NGOs. Der Lauf und die Einnahmen sind nicht riesig, wir wollen einen wirksamen Beitrag spenden können. In Paris konnten wir der lokalen Organisation «Les petits Bonheurs» 2000 Euro spenden. Sie unterstützt Menschen, die mit HIV leben.

Bild: Alex Schneider

Was waren die Schwierigkeiten?

Die grösste Hürde sind immer die Genehmigungen. Um überhaupt eine Chance zu haben, eine Bewilligung zu kriegen, muss die Strecke gut gewählt werden: möglichst abseits der Strassen, damit nichts abgesperrt werden muss. Dank KI konnte ich sogar französische E-Mails versenden.

Wie waren die Rückmeldungen?

Durch und durch positiv! Die Teilnehmenden hatten nicht nur Spass und haben eine positive Erinnerung mitgenommen. Sie haben mit ihren Fotos auch den Slogan «Living free with HIV» verbreitet. So werden wir und das Thema HIV sichtbar.

Ein Lauf schein ein gutes Mittel dafür zu sein?!

Ja, das Ziel ist, neue Bilder ins Bewusstsein zu bringen. Vieles bleibt oft in der «HIV-Blase», wir müssen aber raus, brauchen mehr Öffentlichkeit. Und wir brauchen auch mehr positive Ideen, mit denen wir die Leute spielerisch ansprechen können. Das Thema HIV und die Konferenzen sind kopflastig und wissensintensiv. Mit unseren Slogans und Aktivitäten wollen wir ein positives Grundgefühl für das Thema HIV und Menschen mit HIV fördern. Und: Es braucht in diesem ernsthaften Thema etwas Spass. 

Claudia Langenegger / November 2025

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