Von Sparattacken geprägte IAS Konferenz in Kigali
Wieder einmal eine HIV-Konferenz in Afrika: vom 13. bis 17. Juli 2025 fand die IAS in Kigali/Rwanda statt. Angesichts der wilden Sparattacken der amerikanischen Regierung auf HIV-Programme in ärmeren Ländern gewann die Konferenz massiv an Dringlichkeit. Die Finanzierungskrise war denn auch das Hauptthema an der sonst vorwiegend wissenschaftlich ausgerichteten IAS.
UNAIDS berichtete vor einem Jahr, dass die HIV-Bekämpfung an einem Scheideweg stehe. Bloss eine Handvoll Länder würden die ehrgeizigen Ziele für 2030 erreichen: 95 % der Menschen mit HIV sollten diagnostiziert, davon sollen 95 % eine Therapie erhalten und davon 95 % die Viruslast erfolgreich unterdrücken. Ebenfalls wollte man per 2025 weniger als 400’000 HIV-Neuinfektionen erreichen, und die maximale Zahl der HIV-bedingten Todesfällen sollten 250’000 nicht überschreiten. Auch diese Ziele würden nicht erreicht. Bloss zwei Monate später kam die amerikanische Schocktherapie im Januar dieses Jahres.
„Wir stehen nicht mehr an einem Scheideweg. Wir befinden uns jetzt an einem Abgrund.“ Mit diesen aufwühlenden Worten eröffnete Linda-Gail Bekker von der Desmond Tutu HIV Stiftung in Südafrika die Konferenz.
Laut UNAIDS gab es Ende 2024 einige Hoffnungsschimmer. In Afrika südlich der Sahara, wo die Hälfte aller Menschen mit HIV leben, ist die Zahl der Neuinfektionen seit 2010 um 56 % zurückgegangen. Das hat vor allem auch mit der besseren Verfügbarkeit der HIV-Therapie zu tun. Die Zahl der AIDS-bedingten Todesfälle ist mit 630’000 immer noch sehr hoch, sie ist aber seit 2010 um 54 % gesunken. HIV-Übertragungen von Müttern auf Kinder sind seit 2010 sogar um 62 % zurückgegangen. UNAIDS schätzt, dass in den letzten 25 Jahren 4,4 Millionen HIV-Fälle bei Kindern verhindert wurden.
Die amerikanischen Sparmassnahmen treffen vor allem die Prävention. Das PEPFAR Programm war entscheidend für die Prä-Expositionsprophylaxe PrEP im südlichen Afrika. Man geht davon aus, dass 2,5 Millionen neue PrEP Nutzer von 2024 in diesem Jahr den Zugang verlieren. Das Ziel von 10 Millionen neuen PrEP-Nutzern per 2025 wird damit klar verfehlt. Die gespritzte PrEP auf Cabotegravir-Basis tut sich speziell schwer: Weltweit gibt es bloss 25’000 Nutzer. Noch schlimmer steht es um den Dapivirine Vaginalring – bloss 2’000 Frauen benützen diesen. Die Aussichten für den Zugang zu injizierbarem Lenacapavir sind ungewiss, sofern keine grossen Anstrengungen für die Finanzierung unternommen werden.
Zwar hat sich die lokale Finanzierung von HIV-Programmen in Afrika in den letzten Jahren verbessert. USAID hat in mehr als zwanzig Jahren 92 Millionen Menschenleben gerettet, darunter 30 Millionen Kinder unter 5 Jahren. Die formelle Schliessung von USAID Anfang Juli hinterlässt eine Lücke, welche lokal nicht aufgefangen werden kann. Laut einem Artikel im Lancet[1] ist bis 2030 mit mehr als 14 Millionen Toten zu rechnen. Davon sind 4.5 Millionen Kinder unter 5 Jahren.
Linda-Gail Bekker schloss mit einem deutlichen Appell: „Die afrikanischen Länder müssen Notfallpläne aufstellen, um die durch den Finanzierungsstopp entstandenen Versorgungslücken zu schliessen. Es müssen lokale und internationale Überbrückungsfinanzierungen gefunden werden. Ohne Gemeinschaft geht es nicht, und die Gemeinschaft braucht Ressourcen und Unterstützung.“
Bereits vor der definitiven Schliessung von USAID haben Kürzungen der US-Finanzierung für HIV-Programme in mehreren Ländern zu einem starken Rückgang der Zahl von HIV-Nachweistests und Therapieanfängen geführt.
Bezüglich der PEPFAR-Finanzierung gab es zum Abschluss der IAS 2025 etwas erfreulichere Nachrichten. Das PEPFAR Budget sollte bereits von 4 Mrd. USD auf 2,9 Mrd. USD gekürzt werden. Im Juni verlangte das Weisse Haus eine weitere Kürzung um 400 Mio. USD. Dies wurde vom US-Kongress aber abgelehnt.
[1] https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(25)01186-9/fulltext
David Haerry / August 2025
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