Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV)

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) gehört zu den Paramyxoviren. Es wird über Tröpfcheninfektion – als über Husten, Niesen, Sprechen und dergleichen – übertragen. Es ist ein weitverbreitetes Atemwegvirus und tritt vor allem im Herbst und Winter auf. Bei gesunden Erwachsenen sind die Symptome (Husten, Schnupfen, Halsschmerzen, Atemnot, manchmal Fieber) eher mild und vergleichbar mit einer Erkältung. Eine überstandene Infektion führt allerdings nicht zu dauerhafter Immunität.

Was bewirkt es und welches sind die Risikogruppen?

Das Virus befällt die Schleimhaut der Atemwege. Es kann es zu Entzündungen der Atemwege, etwa der Bronchien führen. In schweren Fällen kann es bei älteren Menschen zu einer Lungenentzündung führen oder zur Verschlechterung von bereits bestehenden, chronischen Erkrankungen wie etwa COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease). Da mit zunehmendem Alter die Immunfunktion natürlicherweise abnimmt, kann der Verlauf infolge verlängerter Viruspersistenz schwerwiegender sein, was einen Krankenhausaufenthalt erfordern und bei dieser Personengruppe zu erhöhter Mortalität führen kann. Ältere Menschen und insbesondere solche mit HIV – etwa wenn die CD4-Zellzahl infolge nicht optimal eingestellter ART oder ungenügender Adhärenz vermindert ist – sind daher durch das RSV eher gefährdet. Eine gut eingestellte antiretrovirale Therapie mit genügend hoher CD4-Zellzahl, ein stabiles Immunsystem und entsprechende Hygienemassnahmen sind bereits ein guter Schutz gegen das RSV.


Gibt es einen Impfstoff und was wird vom BAG empfohlen?

Es gibt in der Schweiz drei zugelassene Impfstoffe:

Arexvy® von GSK. Der Impfstoff enthält das Präfusions-Oberflächenprotein, welches auf dem Protein des Subtyps RSV-A2 beruht, sowie das Adjuvans AS01E. Der Impfstoff ist für eine einmalige, intramuskuläre Injektion in den Oberarmmuskel zugelassen, und zwar für Personen von 60 Jahre oder älter.

Abrysvo® von Pfizer. Der Impfstoff enthält das Prefusions-Oberflächenprotein der beiden RSV-Subtypen A und B, ohne Zusatz von Adjuvantien; er besteht aus Pulver und Lösungsmittel und ist für eine einmalige, intramuskuläre Injektion in den Oberarmmuskel zugelassen, und zwar für Personen ab 18 Jahren sowie für Schwangere der Schwangerschaftswochen zwischen 24 und 36 und als passiver Schutz für Säuglinge.

mRESVIA® von Moderna. Der Impfstoff enthält die Einzelstrang-mRNA, welche für das Präfusions-Oberflächenprotein des RSV-Subtyps A kodiert ist, eingehüllt in Lipid-Nanopartikel. Er ist zugelassen als Injektionsdispersion für eine einmalige, intramuskuläre Injektion in den Oberarmmuskel für Erwachsene ab 60 Jahren.

Die Impfung ist gut verträglich. Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen sind Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen. Die überwiegende Mehrheit der lokalen und systemischen Reaktionen sind leicht bis mittelschwer und klingen innerhalb von 2 bis 3 Tagen nach dem Auftreten wieder ab.

Die Impfung gegen RSV sollte vorzugsweise zwischen Mitte Oktober und Mitte November verabreicht werden. Sie kann auch später erfolgen, wenn immer möglich vor Beginn der saisonalen RSV-Epidemie. Die RSV-Impfung kann dabei zeitgleich, vor oder nach einer allfälligen Grippe- und/oder COVID-19-Impfung stattfinden. Aktuelle Daten zeigen eine Schutzdauer von mindestens zwei bis drei Jahren für alle drei Impfstoffe. Ob nach einigen Jahren eine erneute Impfung erforderlich ist, ist zurzeit noch nicht bekannt.

Das BAG[1] empfiehlt eine einmalige Impfung für Personen über 75 Jahre für die folgenden Risikogruppen: Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen wie z. B. Immunschwäche (aufgrund einer Erkrankung und/oder einer Behandlung mit immunsuppressiver Wirkung); Lungenerkrankungen (z. B. chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD, Emphysem, Asthma); Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Herzinsuffizienz, koronare Herzkrankheit); neurologische oder neuromuskuläre Erkrankungen; Nierenerkrankungen; Lebererkrankungen; hämatologische Erkrankungen; Diabetes mellitus. Ferner gilt die Empfehlung auch für gebrechliche Personen sowie Personen, die in Pflegeheimen oder anderen Langzeit-Pflegeeinrichtungen leben.


Übernimmt die obligatorische Grundversicherung die Kosten?

Die Kosten für die Impfung werden zurzeit für die genannten Personen in der Schweiz nicht von der obligatorischen Grundversicherung übernommen. Gemäss Einschätzung der Eidgenössischen Kommission für allgemeine Leistungen und Grundsatzfragen (ELGK) im Rahmen der Krankenpflege-Leistungsverordnung (KLV) vom 07. Juni 2025, erfüllt diese Impfung nicht die geforderten wirtschaftlichen Kriterien für eine Kostenübernahme. Gewisse Zusatzversicherungen können die Kosten einer RSV-Impfung bei Personen ab 75 Jahren oder Personen ab 60 Jahren mit einem Risikofaktor übernehmen.

Gemäss Internet-Auskunft von zwei Schweizer Apotheken kostet die Impfung (Impfstoff und dessen Verabreichung) aktuell zwischen 210 und 330 CHF.


Welche vorbeugenden Massnahmen gibt es zusätzlich?

Als vorbeugende Massnahmen wird (zusätzlich zur Impfung) empfohlen: Regelmässiges Händewaschen, Räume regelmässig lüften, Vermeiden enger Kontakte zu infizierten Personen und das Tragen von Masken bei hoher Inzidenz.


Fazit

Das RSV stellt für ältere Menschen mit HIV ein relevantes Gesundheitsrisiko dar. Eine gute Kontrolle der HIV-Infektion durch ART hilft schwere Verläufe einer Infektion zu vermeiden. Eine Impfung bietet einen guten Schutz und verhindert schwere Krankheitsverläufe, muss jedoch von der betroffenen Person zurzeit noch selbst bezahlt werden. In welchen Fällen eine Impfung sinnvoll ist, soll mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin besprochen werden, ebenso die Klärung einer eventuelle Kostenübernahme (eventuell mit schriftlicher Begründung) durch eine Zusatzversicherung der jeweiligen Krankenkasse.

[1] Siehe BAG-Empfehlungen zur Impfung und Immunisierung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV), Stand 28.07.2025: https://www.bag.admin.ch/dam/de/sd-web/ROjGfpexE5Pp/de_BAG_Bulletin_36-25_RSV_bf.pdf

Und INFOVAC: https://www.infovac.ch/de/impfunge/nach-krankheiten-geordnet/respiratorisches-synzytial-virus-rsv

Hansruedi Völkle / November 2025

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