Die neuen DAA‘s (direct acting agents) gegen Hepatitis C sind für die Betroffenen ein Segen, wenn sie denn zur Anwendung kommen dürfen. Die Situation mit der Limitatio ist unerträglich und unseres Gesundheitswesens unwürdig. Wie kann es sein, dass jemand, der erwiesenermassen heilende Medikamente nehmen müsste, diese nicht erhält, bzw. sie nicht bezahlt bekommt?
In der Zwischenzeit gibt es für die Betroffenen die pragmatische Alternative, sich die Medikamente legal in Indien zu besorgen. Dies ist sowohl möglich für diejenigen, deren Kostengutsprache trotz Erfüllung der Kriterien abgelehnt wurde, aber auch für die, die die Kriterien (noch) nicht erfüllen. Prinzipiell dürfen Medikamente nur für den persönlichen Bedarf in Einmonatsrationen in die Schweiz importiert werden. Bei Hepatitis C-Medikamenten macht der Zoll eine Ausnahme und lässt eine gesamte zwei- oder dreimonatige Kur durch. Für diese Auslandbestellungen gibt es keine Ausschlusskriterien, es spielt also keine Rolle, ob jemand F0 oder F4 hat.
Am Beispiel von Petra gehe ich die Prozedur der legalen Medikamentenbestellung im Ausland Schritt für Schritt durch:
- Petra muss sich einen Spezialisten suchen, der bereit ist, die HepC-Therapie zu verschreiben und durchzuführen, auch im Wissen, dass die Medikamente aus Indien importiert werden. Ein Arzt, der den hippokratischen Eid ernst nimmt, wird ihr dieses Rezept ausstellen. Gerne helfen wir bei der Suche eines Arztes, einer Ärztin. Von einer Einnahme auf eigene Faust wird dringend abgeraten.
- Der behandelnde Spezialist soll für Petra eine Kostengutsprache bei ihrem Krankenversicherer beantragen. Auch wenn die Chancen klein sind, versuchen muss man es trotzdem.
- Petra nimmt mit dem Online-Anbieter FixHepC Kontakt auf. Es gibt weitere Angebote, die wir nicht getestet haben und entsprechend nicht empfehlen können. Abgeraten wird von allgemeinen Online-‚Apotheken‘, die diverse Medikamente von Viagra bis Prozac anbieten.
- Petra kann die verschiedenen Medikamente nun über FixHepC beziehen. Dazu muss sie das Rezept, die Labordaten-Dokumente und die ID oder den Reisepass einscannen und hochladen. Die zu unterzeichnenden Dokumente (informed consent) liest sie genau durch und unterschreibt sie elektronisch (ohne auszudrucken/einzuscannen). Anschliessend muss Petra die Bestellung mit einer Kreditkarte bezahlen, die eine genügend hohe Limite hat.
- Danach muss Petra noch ein paar kleinere Formalitäten erledigen (Redemption) und einen Skype-Call mit einem indischen Vertragsarzt führen, der in der Regel nur die Angaben, die in der Bestellung gemacht wurden, überprüft.
- Direkt danach löst der indische Arzt Petras Bestellung aus und sie kann den Bestellstatus via Tracking online mitverfolgen.
- Ebenso bekommt sie einen Link zu einer individualisierten Seite, auf welcher ihr Arzt die Labordaten während und nach der Behandlung eingeben kann.
- Petra bekommt die Medikamente nach 2-3 Wochen zugestellt.
- Sie kann die Medikamente nun unter Begleitung ihres Arztes bequem zu Hause einnehmen und bleibt die ganze Zeit über 100% arbeitsfähig, abgesehen von den Arztterminen, die zur Kontrolle vorgesehen sind.
Unter diesem Link ist alles Wissenswerte dazu im Detail beschrieben: http://www.hepatitis-schweiz.ch/de/medikamente-online-kaufen
Eine Alternative zu der Online-Bestellung wird seit kurzem von Lionel Messi beworben: Ägypten hat ein touristisches Angebot aufgebaut, mit dem Petra Ferien im Land der Pharaonen machen und sich dort gleichzeitig einer Hepatitis C-Therapie unterziehen kann. Der Nachteil daran ist, dass sie sich während der gesamten Zeit (gute 8 oder 12 Wochen) dort aufhalten muss, da bei dieser Lösung ein ägyptischer Arzt für die Behandlung verantwortlich ist. Er kann die Therapie nicht nur verschreiben und initiieren, sondern muss diese auch begleiten und abschliessen. Für diese Therapie-Ferien muss Petra also tiefer in den Sack greifen (Preise ab CHF 6000) und sich genug Zeit nehmen können. Hier der Link zu diesem Angebot: http://www.tourncure.com
Eine weitere neue Entwicklung ist, dass die Concordia im Rahmen der Zusatzversicherung neu die Kosten für aus Indien importierte Medikamente übernimmt. Das Positive daran: Es bedeutet eine leichte Aufweichung der bisher kategorischen Ablehnung, solche Leistungen zu übernehmen. Dies betrifft leider nur die wenigen Hepatitis C Betroffenen, die eine Zusatzversicherung bei der Concordia haben. Neu eine solche Zusatzversicherung abzuschliessen ist praktisch unmöglich, wenn man unter einer chronischen Erkrankung leidet oder wenn man HIV-positiv ist.
VValo Bärtschi / März 2017