Hepatitis B und C sind tödliche Infektionskrankheiten: Jedes Jahr sterben in der Schweiz 200 Personen an einer viralen Hepatitis. Aktuell bekämpft die öffentliche Hand virale Hepatitis mit gerade Mal 300’000 Franken im Jahr. Ein politischer Vorstoss fordert nun eine gemeinsame Bekämpfung von HIV und Hepatitis in einem Programm für sexuell und durch Blut übertragbare Krankheiten.

Die Folgen von chronischer Hepatitis in der Schweiz wiegen schwer: Hepatitis B und C gehören zu den wichtigsten Ursachen für Lebertransplantationen und Leberkrebs. Mindestens 200 Menschen sterben jedes Jahr an einer viralen Hepatitis. Schätzungsweise ein Drittel der Personen, die mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert sind, weiss jedoch nichts von der eigenen Infektion.

Gleichzeitig hätten wir eigentlich alle Instrumente in der Hand, um diese Krankheiten wirksam zu bekämpfen: Gegen Hepatitis B schützt eine Impfung; die Hepatitis-C-Therapien der neuesten Generation führen in den allermeisten Fällen zur Heilung.

Es braucht mehr Anstrengungen
Aktuell wendet die öffentliche Hand 300’000 Franken pro Jahr und 110 Stellenprozente für die Bekämpfung von viraler Hepatitis auf, wie aus einer Antwort des Bundesrats auf einen politischen Vorstoss im Ständerat hervorgeht. Dies ist sehr wenig, angesichts der grossen Lücken, die nach wie vor bei der Versorgung vorhanden sind: Das Wissen über die möglichen gravierenden Folgen und die Therapiemöglichkeiten ist im medizinischen Setting, aber auch bei den Patientinnen und Patienten, gering. Die Hepatitis-B-Impfrate ist regional sehr unterschiedlich und nach wie vor ungenügend.

Auch wenn es in den letzten Jahren Schritte in die richtige Richtung gab wie beispielsweise, dass allen Patienten mit Hepatitis C die heilende Therapie vergütet wird: Damit die Eliminationsziele der Weltgesundheitsorganisation WHO erreicht werden können, muss das Wissen über virale Hepatitis bei den Risikogruppen, bei den medizinischen Fachleuten und in der Allgemeinbevölkerung verbessert werden. Um dies zu erreichen, braucht es eine kohärente und umfassende Eliminationsstrategie.

Programm für sexuell und blutübertragbare Krankheiten
Virale Hepatitis weist – neben Unterschieden – sehr viele Gemeinsamkeiten mit HIV auf: beide Infektionskrankheiten werden sexuell und via Blut übertragen; es sind in etwa dieselben Bevölkerungsgruppen in besonderem Masse betroffen; die gleichen Akteure bekämpfen heute schon diese Krankheiten.

Deshalb ist es folgerichtig, dass ein nächster Vorstoss des gleichen Ständerats den Bundesrat dazu auffordert, ein gemeinsames nationales Programm HIV und Hepatitis zu entwickeln. Hepatitis Schweiz unterstützt diese Idee. Ein solches «Programm für sexuell und durch Blut übertragbare Krankheiten» würde es erlauben, die Kräfte zu bündeln und HIV sowie Hepatitis zu eliminieren. Das aktuelle nationale Programm für HIV und sexuell übertragbare Krankheiten läuft 2021 aus, die Vorbereitungen für das Nachfolgeprogramm sind jetzt im Gange.

Mit der Einbindung von Hepatitis in das HIV-Nachfolgeprogramm könnten Ressourcen effizienter eingesetzt werden. Damit haben wir die einmalige Chance, die Folgen dieser gefährlichen Infektionskrankheiten drastisch zu reduzieren.

Am 28. Juli ist Welt-Hepatitis-Tag

Der Welt-Hepatitis-Tag wurde erstmals am 28. Juli 2011 von der Weltgesundheitsorganisation WHO ausgerufen, nachdem die weltweite Belastung durch virale Hepatitis laufend zunahm. 1.34 Millionen Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen einer Hepatitis B oder C. Das sind mehr Todesfälle als HIV, Tuberkulose oder Malaria verursachen.

Der 28. Juli ist der Geburtstag des Nobelpreisträgers Baruch Samuel Blumberg, der das Hepatitis-B-Virus entdeckt hat. Der Welt-Hepatitis-Tag ist einer von acht WHO-Gedenktagen, die einem Thema der öffentlichen Gesundheit gewidmet sind. Er dient dazu, einer Krankheit, die trotz der hohen Zahl von Todesfällen kaum im Fokus der Öffentlichkeit steht, zu mehr Beachtung zu verhelfen. Ziel ist es, dass sich mehr Menschen testen lassen und allenfalls behandelt werden können. Das Motto des diesjährigen internationalen Welt-Hepatitis-Tags lautet denn auch: «Hepatitis: Find the Missing Millions» und macht darauf aufmerksam, dass die grosse Mehrheit der Betroffenen nichts von der eigenen Infektion weiss.

www.worldhepatitisday.org

www.hepatitis-schweiz.ch

 

Bettina Maeschli / Juli 2019