Puls 09.04.2018

Sehr geehrter Herr Probst,

Unser Verein setzt sich für die Interessen von Menschen ein, die von einer Hepatitis- oder HIV-Infektion betroffen sind. Darum sind wir froh, wenn die Sendung PULS das Thema Hepatitis wieder thematisiert.

Einige Sequenzen finden wir sehr gelungen, insbesondere den Einstieg mit Herrn Prof. Grob, den Teil mit Herrn Dr. Bruggmann und die berührende Geschichte mit der jungen Patientin und ihrem Arzt.

Jemanden aus der Ethik für eine Stellungnahme beizuziehen finden wir grundsätzlich ausgezeichnet. Was aber Frau Krones von sich gibt, ist gut verpackter Unsinn. Ganz offensichtlich versteht Frau Krones nichts von Hepatitis C und nichts von Infektionskrankheiten. Ein Patient mit einer chronischen Hepatitis C hat eine chronische Hepatitis C, und diese wird früher oder später immer symptomatisch. Bei vielen Patienten schleichen sich die Symptome ein, sie bemerken sie deshalb nicht, oder buchen sie auf Alter, Stress und Wechseljahre ab.

Weiter äussert sich Frau Krones zum potentiellen Schaden von Screeningprogrammen. Ihre Ethikerin ist offensichtlich in Gedanken bei Mammographien und Prostata. Es gibt fast keine Hepatitis C Fehldiagnosen. Werden Antikörper nachgewiesen, ist das ein Hinweis auf eine durchgemachte, eine akute, oder eine chronische Infektion. Zum Beweis einer HCV-Infektion wird ein positiver Antikörpertest mit einer Bestätigungsuntersuchung überprüft. Die wahrscheinlichste Fehlerquelle wäre allenfalls ein Labor, welches eine Blutprobe vertauscht.  

Die Medikamente sind zugelassen und nach langem Kampf endlich für alle Patienten zugänglich. Wir wissen, dass bei vielen Patienten die Infektion nicht diagnostiziert ist. Eine eben publizierte Studie aus dem Kanton Aargau zeigt, dass Patienten in Substitutionsprogrammen zur Hälfte gar nicht oder nur ungenügend auf Hepatitis C getestet sind. Das ist notabene eine anerkannte Hochrisikogruppe. Wieviel schlimmer ist es denn mit der Diagnose bei Patienten, die höchstens ihren Hausarzt aufsuchen? Die Grundversorger zu sensibilisieren ist ein Gebot der Stunde, darum war Dr. Bruggmann bei den Hausärzten in Davos.

Die offizielle Schweiz hat die HCV-Eliminationsstrategie der WHO im Jahr 2016 unterschrieben. Die WHO-Strategie will Hepatitis C bis im Jahr 2030 eliminieren. Wir erwarten von unseren Behörden, dass sie alles unternehmen, diese Ziele zu erreichen.

Soll die Sendung PULS Ihren Zuschauern etwas nützen und sie aufklären? Wir meinen ja, Sie erreichen aber das Gegenteil und stiften Verwirrung. Sie halten Patienten davon ab, ihre Symptome ernstzunehmen und beim Hausarzt oder beim Spezialisten abzuklären. “Ist ja alles nicht so schlimm, und überhaupt… “ – mit diesem Eindruck verlässt man den Beitrag. Wir wissen von Patienten, bei denen die Diagnose zu spät kam.

Abzuklären, ob Ihre Experten das nötige Fachwissen mitbringen ist elementare journalistische Sorgfaltspflicht. Wir erwarten von Ihnen eine Berichtigung in einer der nächsten Sendungen. Wir helfen Ihnen gern, jemanden aus der Medizinethik zu finden, der auch weiss wovon er redet.

Mit freundlichem Gruss,

Der Positivrat Schweiz