Rückgang der HIV-Infektionen wegen COVID-19?
Laut Pressemitteilungen seien die HIV-Neuansteckungen im laufenden Jahr massiv zurückgegangen. Bisher hätten sich bloss 236 Menschen mit HIV infiziert. Dies entspreche einem Drittel weniger als in der Vorjahresperiode. Vertreter der Aids-Hilfe Schweiz meinen, dass die Corona-Massnahmen das Sexualverhalten der Menschen verändert habe.
Was erfreulich tönt, stimmt uns eher skeptisch. Wir wissen zwar von vielen schwulen Männern, dass sie ihr Sexualverhalten wegen der Coronavirus-Pandemie verändert haben, und weniger spontane Sexabenteuer haben. Diese Männer sind aber nicht jene, welche sich in erster Linie mit HIV anstecken. Die Clubs sind zu, reisen ist schwierig – aber einschlägige Freilufttreffpunkte waren hoch im Kurs. Die Szene hat sich also zum Teil verlagert. Hinzu kommt ein weiteres Problem: Gehen die Leute mit Risikoverhalten gleich häufig zum Testen wie früher? Teilweise waren einige Teststellen weniger gut zugänglich. Und vor allem: weniger Diagnosen heisst nicht einfach automatisch weniger Ansteckungen. Auch dürfte die Zahl der PrEP-Nutzer im Vergleich zum Vorjahr nochmals höher sein.
Warten wir also ab, bis wir es besser wissen und verstehen, was in den letzten Monaten wirklich passiert ist.
David Haerry / November 2020
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