Remdesivir: schneller vereinfachter Zugang in der ganzen Schweiz

Letzte Woche haben wir kurz und knapp über die sich rasch entwickelnde Situation betreffend Versorgung mit experimentellen Medikamenten zur Therapie bei COVID-19 Patienten berichtet. Erwähnt haben wir dabei auch das Medikament Remdesivir, welches seinerzeit zur Behandlung gegen Ebola entwickelt wurde, aber zu wenig wirksam war. Nachdem bei COVID-19 erst ein sogenanntes «Compassionate use»-Programm mit Remdesivir lanciert wurde, musste dieses wegen Überlastung auf Kinder und schwangere Frauen beschränkt werden. Am 4. April kündigte der Gilead CEO Daniel O’Day in einem offenen Brief weltweit umfassende Programme mit vereinfachtem Zugang zu Remdesivir ausserhalb von laufenden Studien an. Dazu stellt die Firma das ganze bestehende Lager von 1.5 Millionen Dosen gratis zur Verfügung von Studien und vereinfachten Zugangsprogrammen. Damit können etwa 140’000 Patienten behandelt werden. Zusätzlich hat Gilead in den letzten Wochen die Produktion von Remdesivir hochgefahren. Die erweiterten Produktionskapazitäten stellen Medikamente für weitere 500’000 Patienten bis Ende Oktober und über eine Million bis Ende Jahr sicher.

Damit alles funktioniert, arbeiten die Regulierungsbehörden weltweit unter Hochdruck. Die europäische Medikamentenagentur EMA hat bereits Regeln für einen harmonisierten Zugang ausserhalb von Studien publiziert. Am 6. April einigten sich die globalen Regulierungsbehörden, wie sie sogenannte «real world evidence» ausserhalb laufender Studien verwenden könnten. Schliesslich hat Swissmedic innerhalb weniger Stunden ein Programm für vereinfachten Zugang in der Schweiz ermöglicht – normalerweise dauert dieser Prozess wochenlang. Die gemeinsamen Anstrengungen ermöglichen den Start des Programms auch ausserhalb der universitären Zentren und in den kommenden Tagen – möglicherweise sogar vor Ostern.

Wir werden voraussichtlich gegen Ende April aus den bereits laufenden Studien wissen, ob Remdesivir den COVID-19 Patienten einen Nutzen bringt. Die oben beschriebenen Anstrengungen werden angesichts der aktuellen Krise quasi auf Vorrat unternommen. Sobald verlässliche Daten vorliegen, werden wir berichten.

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Wichtiger Hinweis
Derzeit ist noch keine wirksame Behandlung gegen COVID-19 bekannt. Die in diesem Text beschriebenen therapeutischen Ansätze werden in spezialisierten Kliniken ausschliesslich von Ärztinnen und Forschern unternommen. Bitte versucht nicht, allfällige COVID-19 Symptome mit den erwähnten Substanzen selbst zu behandeln!

 

David Haerry / April 2020

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