Newsletter POSITIV 8/2020

EDITORIAL

In der Herbstausgabe berichten wir traditionell von der europäischen HIV-Konferenz. Nach der EACS in Basel im November 2019 war diesmal wieder die HIV Glasgow dran – auch diese Veranstaltung musste virtuell durchgeführt werden. Die europäischen Therapierichtlinien wurden aktualisiert, es gab interessante Beiträge zu Gewichtszunahme mit den neueren Medikamenten. Besonders spannend auch ein Poster aus England zu Schlafstörungen, und ein weiteres vom Checkpoint in Zürich zur Versorgung von PrEPstern während dem Lockdown im Frühjahr. Die European AIDS Treatment Group widmete ihre heurige Spezialsitzung dem Thema «Versorgung der HIV-Patienten und PrEPster während der Covid-19 Pandemie» – wir berichten ausführlich über diesen Beitrag.

Wir betrauern den Tod von Timothy Ray Brown – der erste von HIV völlig geheilte Mensch. Seine Heilung vor einigen Jahren gab der Forschung einen vorher unvorstellbaren Schub. Leider hat sich seine Leukämie zurückgemeldet – ihretwegen hat er seinerzeit die Knochenmarktransplantation auf sich genommen.

Wir freuen uns über den verdienten Nobelpreis in Medizin für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus. Geehrt wurden die Amerikaner Harvey Alter und Charles Rice sowie der Brite Michael Houghton. Charles Rice ist in der Schweiz sehr gut bekannt; er hat seit vielen Jahren sein Wissen an Weiterbildungsveranstaltungen der Schweizer Infektiologen und Hepatologen weitergegeben.

Wir freuen uns noch mehr über den Ständerat, der endlich den schwarzen Listen den Garaus machen will. Und wir ärgern uns über Chirurgen, die uns mit unsinnigen Fragen stigmatisieren.

Dann beschäftigen wir uns noch mit Nahrungsergänzungsmitteln – dazu stellen wir ein Buch vor und ein zwei verlässliche Informationsquellen im Internet. Gewisse Vitamine und Naturheilmittel sollen auch gegen Covid-19 etwas nützen – wir berichten auch davon.

Nach dem Eingesperrtsein im Frühling haben wir diesen Sommer intensiver genossen als auch schon. Wir glaubten, wir könnten Corona und seien mit einem blauen Auge davongekommen. Wir haben uns zu früh gefreut, denn von Westen her wird die Schweiz langsam wieder zugemacht. Es liegen schwierige Wintermonate vor uns und bei vielen Menschen liegen die Nerven blank. Wir müssen wieder lernen, aufeinander zu hören, einander zu respektieren und uns zugleich zu schützen. Im Frühjahr haben wir die Omi weggesperrt, die Schulen geschlossen und ohne die betroffenen Menschen zu fragen, einfach dicht gemacht. Kaum einer hat gefragt, was das mit uns macht. Die Erfahrungen mit HIV vor 40 Jahren hätten uns einiges im Umgang mit ansteckenden Erkrankungen gelehrt. Dazu gehört, dass die betroffenen Menschen ein Teil der Lösung sind und mit an den Tisch gehören, wenn über sie entschieden wird. Die Experten sollen sich weiter um die Definitionsmacht streiten – die Auseinandersetzung ist wichtig, denn wir müssen Kompromisse machen und uns abstimmen. Die gelebte Erfahrung gehört aber in den Diskurs und muss eine Stimme haben. Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dass die wissenschaftliche Taskforce des BAG mit Vertretern aus der Gesellschaft erweitert wird. «Nothing about us without us.»

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David Haerry / November 2020

 

 

 

 

 

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