Ein Zwanzigjähriger, der heute eine HIV-Therapie beginnt, lebt gute 10 Jahre länger als noch vor zwanzig Jahren. Die Lebenserwartung eines Patienten, der ab 2008 eine Therapie begonnen hat und nach einem Jahr eine tiefe Viruslast erreichte, beträgt rund 78 Jahre und ist fast so hoch wie bei Menschen ohne HIV.

Damit ein langes und gesundes Leben für Menschen mit HIV möglich wird, ist ein früher Therapiebeginn ein entscheidender Faktor. Doch zum grossen Erfolg der antiretroviralen Therapie tragen weitere Aspekte bei:

Diese sehr erfreulichen Daten stammen von 88’500 Patienten aus 18 Kohortenstudien in Europa und Nordamerika, darunter die SHCS. Grundlage für die positiven Voraussagen sind die Todesfallraten der ersten drei Jahre nach Therapiebeginn. Bei Menschen die zwischen 2008 und 2010 eine Therapie angefangen haben, sind diese wesentlich tiefer als bei Menschen, welche zwischen 1996 und 2007 eine Behandlung begannen.

Doch die guten Nachrichten gelten nicht für alle Patienten. Wer früher Drogen gespritzt hat und wer in ärmeren Ländern lebt, wo die Therapie nur verzögert eingeleitet wird, kann noch kaum mit einer Verbesserung rechnen.

Die Zahlen zeigen auch, dass mittlerweile ein Drittel der Menschen mit HIV in Europa und Nordamerika über 50 Jahre alt sind. Auf diese immer älter werdenden Menschen mit HIV sind die Gesundheitssysteme noch kaum vorbereitet. Zur Erhaltung der hohen Lebensqualität muss das Versorgungsmodell für ältere Patienten weiter verbessert werden.

Die Forscher erhoffen sich, dass die ausgezeichneten Resultate dieser Studie dazu beitragen, Benachteiligungen der Betroffenen weiter abzubauen – sei es am Arbeitsplatz oder beim Abschluss einer Versicherung.

 

David Haerry / Juni 2017

 

1Trickey et al, Lancet HIV 2017, Online publiziert am 10. Mai 2017 http://dx.doi.org/10.1016/S2352-3018(17)30066-8S2352-3018(17)30066-8