Neue Kampagne #RespectMyHIV an der EACS

Noch immer haben Teile der Gesellschaft eine negative Haltung gegenüber Menschen mit HIV. Ihnen werden soziale Etiketten angeheftet, die sie stigmatisieren, was wiederum zu Diskriminierungen wegen ihres HIV-positiven Status führt.

Eine HIV-Infektion ist schon lange keine tödliche Bedrohung mehr und wirksame antiretrovirale Therapien können die Infektion in Schach halten, ohne der Gesundheit zu schaden. Ein Mensch mit HIV kann genauso ein erfülltes Leben haben wie jemand ohne HIV.

Doch im Alltag werden Menschen mit HIV in vielen Bereichen diskriminiert: im Privatleben, bei der Arbeit und leider sogar in Gesundheitseinrichtungen. Dieser negative öffentliche Druck ist so schlimm, dass daraus zusätzliche Hindernisse für die HIV-Prävention und -Behandlung entstehen. Ausserdem führt er zu Selbststigmatisierung und beeinträchtigt die Fähigkeit, mit HIV zu leben.

In Anbetracht der Wissenslücken in der Bevölkerung zur Frage, wie HIV übertragen wird und wie nicht, startete 2019 die Kampagne NO HIV STIGMA. Ihr Ziel war es, HIV durch Bewusstseinsbildung zu entstigmatisieren. Die Kampagne war erfolgreich und erreichte Millionen Menschen. Doch es gab auch berechtigte Rückmeldungen zur Botschaft. Denn selbst wenn wir Nein sagen zu Stigma und Diskriminierung von Menschen mit HIV, bestätigen wir damit gewissermassen die bestehenden negativen Haltungen, gerade wenn wir uns auf den Begriff STIGMA fokussieren.

“Respect My HIV” ist eine Informationskampagne, die die Erfahrungen aus der Vergangenheit und die Realitäten der heutigen Zeit berücksichtigt. Sie zielt darauf ab, eine positive Haltung zu schaffen: Respekt für alle Menschen, die sich irgendwie von der Mehrheit unterscheiden, sei es durch ihren HIV-Status, ihr Geschlecht, ihre ethnische Herkunft, ihre sexuelle Orientierung oder Identität.

Die Kernbotschaft der Kampagne ruft alle Mitglieder der Gesellschaft dazu auf, einander zu respektieren, menschlich zu sein und in den Anderen zuallererst den Menschen zu sehen. Die Botschaft lautet: «Respektiere Vielfalt: HIV-Status, Sexarbeit, Geschlecht, sexuelle Identität und Orientierung, Migration, Wahlfreiheit, Liebe, Freiheit, Würde, ethnische Herkunft, besondere Bedürfnisse, gesundheitliches Wohlergehen, sexuelle und mentale Gesundheit, Intimität, Lust, Rausch, Rechte, Glaube, Menschlichkeit».

Beim Sprachgebrauch passt es besser und ist respektvoller, von einem Menschen mit HIV oder einem Menschen mit Drogenkonsum zu sprechen als über eine HIV-infizierte oder HIV-positive Person. Denn alle Menschen sind, unabhängig von ihrem HIV-Status, ethnischer Zugehörigkeit, ihrer sexuellen Identität oder Orientierung oder anderer Merkmale vor allem Menschen. Und jeder einzelne Mensch ist von grösstem Wert.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass Toleranz allein die Vorurteile gegenüber Menschen, die irgendwie anders als die Mehrheit sind, nicht verändert. Die aktuelle Realität verlangt entschiedenere Schritte, die für die Auffassung stehen, dass alle Menschen frei und gleich an Würde und Rechten geboren werden.

Es ist an der Zeit, das Paradigma vom Bekämpfen zu ändern. Das Ziel der Kampagne ist es, eine positive Haltung zu schaffen. Mit Respekt für alle, die sich irgendwie von der Mehrheit unterscheiden.

Die Kampagne startet mit dem Europäischen Aids-Kongress, der vom 27. bis 30. Oktober 2021 in London tagt. Sie wird online umgesetzt unter life4me.plus und analog im Londoner Strassenbild, wo Poster und Plakate hängen, Banner und Flaggen bei Demonstrationen wehen. Zudem können Einzelpersonen mit passenden T-Shirts Farbe bekennen. So soll die Kampagne weit über den Kongress hinaus wirken.

Wer mitmachen will, kann sich unter life4me.plus melden.

Alex Schneider / August 2021

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