Jahrestagung „SSI 2023“: Frauen & HIV und Silent-Disco-Erlebnisse
Im September trafen sich die Schweizer Fachgesellschaften für Infektiologie (SSI), für Krankenhaushygiene (SSHH) sowie für Tropen- und Reisemedizin (SSTTM) im Kongresshaus Zürich zu ihrem dreitägigen Jahrestreffen. Dabei richtete die SSI ihren Blick auf das Thema Frauen und HIV. Sie rief zu mehr Inklusion auf und forderte stärker personalisierte Behandlungsansätze.
Gemeinsame Botschaft: Das Schweigen brechen, Herausforderungen überwinden
Alexandra Calmy, Chloe Orkin und Katharine Darling beleuchteten in ihren Vorträgen wichtige Aspekte zu den Zusammenhängen von HIV und Frauengesundheit. Die Genfer Infektiologie-Professorin Calmy verwies in ihrem Überblick über therapeutische Fortschritte auf die historische Ausgrenzung schwangerer Frauen aus klinischen Studien und forderte einen Wandel. Orkin, Professorin für HIV-Medizin in London, widmete sich den vielschichtigen Herausforderungen von transsexuellen und schwangeren Frauen; sie betonte die Notwendigkeit, Barrieren zu überwinden und die antiretrovirale Therapie zu optimieren. Darling, Ärztin aus Lausanne, legte ihren Fokus auf Schwangerschaft und Stillzeit; sie lieferte Einblicke in entscheidende Phasen der antiretroviralen Therapie, wobei sie die Betonung auf geteilte Entscheidungsfindung und effektive Kommunikation legte.
Die Präsentationen vermittelten als gemeinsame Botschaft die Notwendigkeit, Frauen im Kampf gegen HIV zu stärken. Die historischen Lücken, Herausforderungen und Komplexitäten der Frauengesundheit im Kontext von HIV erfordern Aufmerksamkeit. Die Vorträge verstehen sich als Aufruf zum Handeln für Gesundheitsfachleute, Forschende und Politikerinnen und Politiker. Sie alle sollen gemeinsam die Zusammenarbeit suchen, um Inklusion, massgeschneiderte Ansätze und proaktive Initiativen sicherzustellen, die den spezifischen Bedürfnissen von Frauen mit HIV gerecht werden.
Silent Disco: In den Schuhen eines Menschen mit HIV gehen
Der Künstler Christopher Klettermayer bot mit seiner Silent Disco eine einzigartige Perspektive in der HIV-Aufklärung. Das Format der Kopfhörerparty geht über traditionelle Erzählungen hinaus. Der innovative Ansatz lädt Menschen ein, akustisch in die Schuhe eines Menschen mit HIV zu treten und so ein intimes Verständnis für dessen Gedanken und Kämpfe zu gewinnen. Klettermayers Mission geht über die Unterstützung von Menschen mit HIV hinaus; sie zielt darauf ab, Menschen ohne HIV aufzuklären, ihre Empathie zu fördern und Kommunikationsbarrieren abzubauen.
Die Silent Disco vermittelt Feinheiten aus dem Leben mit HIV, sie beleuchtet scheinbar kleine Details, die einzigartige und oft missverstandene Erfahrungen ausmachen. Wo er sich auf die Beziehung zwischen Patientinnen und Patienten mit ihren Ärztinnen und Ärzten konzentriert, überbrückt Klettermayer die Kluft zwischen der HIV-Community und einem breiteren Publikum.
In einer Welt, die mit Informationen gesättigt ist, erweist sich die Silent Disco als erfrischende und wirkungsvolle Initiative. Sie verstärkt die Stimmen derer, die mit HIV leben, und dient zudem als Bildungsinstrument, das ein breiteres Publikum dazu ermutigt, sich für das Leben mit HIV zu interessieren. Klettermayers Silent Disco stellt Vorurteile in Frage und ermutigt die Teilnehmenden, sich zu bewegen und die lebendigen Geschichten zu erleben, die sich in der Welt von HIV entfalten: „Wie kann jemand wissen, wie es ist? Die Silent Disco bietet Antworten und lädt alle ein, am Tanz teilzunehmen und in die Schuhe derer zu treten, die mit HIV leben.“
Die Jahrestagung der SSI 2023 hat einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, und sie unterstreicht die Notwendigkeit von Inklusion und von Verständnis für neue Ansätze im globalen Kampf gegen HIV.
Alex Schneider / November 2023
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