PLoS One
Trickey et al., Todesursache von Patienten, welche zehn Jahre HIV-Therapie überlebt haben
HIV-positive Menschen, welche gleich nach Einführung der HIV-Kombinationstherapie 1996 mit einer HIV-Therapie begonnen haben, sind mittlerweile bis zu 20 Jahre mit HIV-Medikamenten behandelt. Die aktuelle Sterblichkeitsrate dieser HIV-infizierten Menschen ist von grossem Interesse, da sie über lange Zeit HIV-Medikamenten mit beträchtlichem Nebenwirkungspotential ausgesetzt waren. Viele haben die HIV-Therapie bei einer tiefen T-Helferzellanzahl gestartet und haben mittlerweile ein Alter erreicht, in dem das Risiko für Krebs- und Herzkreislauferkrankungen angestiegen ist. Eine Gruppe von Autoren aus 18 HIV-Kohorten in Europa und den USA haben nun die Sterblichkeitsrate und Todesursachen bei HIV-positiven Menschen untersucht, welche seit mindestens zehn Jahren unter einer HIV-Therapie stehen.
Von den 13’011 Patienten, welche zwischen 1996 und 1999 mit einer HIV-Therapie begonnen hatten und mindestens 10 Jahre mit HIV-Medikamenten behandelt wurden, verstarben insgesamt 656 Patienten (5%). Folgende Faktoren waren mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zu versterben vergesellschaftet: Alter, männliches Geschlecht, intravenöser Drogenkonsum, AIDS und eine tiefe T-Helferanzahl bzw. eine nachweisbare HIV-Viruslast 10 Jahre nach Beginn der HIV-Therapie. Eine tiefe T-Helferanzahl vor Beginn der HIV-Therapie war nicht mit einer höheren Sterblichkeit vergesellschaftet. Die häufigsten Todesursachen waren: nicht-AIDS bedingter Leberkrebs (25%), AIDS (19%), Herzkreislauferkrankungen (12%) und andere Lebererkrankungen (10%). Ältere Patienten hatten ein höheres Risiko an einer Herzkreislauferkrankung oder an Leberkrebs zu versterben. Patienten mit intravenösem Drogenkonsum verstarben häufiger an Lebererkrankungen und nicht-AIDS Infektionen (z.B. Hepatitis C Infektion) und Patienten mit einer tiefen T-Helferanzahl zehn Jahre nach Beginn der HIV-Therapie verstarben häufiger an AIDS.
Zusammengefasst zeigt diese Studie, dass die T-Helferanzahl und die HIV-Viruslast bei Patienten, welche zehn Jahre nach Beginn der HIV-Therapie überlebt haben, wichtige prognostische Faktoren für die Überlebenswahrscheinlichkeit bleiben. Interessanterweise waren die häufigsten Todesursachen in dieser Studie sogenannte nicht-AIDS bedingte Erkrankungen wie zum Beispiel Leberkrebs oder Herzkreislauferkrankungen. Es ist deshalb wichtig, diese Patientengruppe gezielt auf solche Erkrankungen hin zu untersuchen. Patienten mit intravenösem Drogenkonsum stellen eine Patientengruppe dar, welche eine höhere Sterblichkeitsrate aufweist und entsprechend sollten Programme entwickelt werden, welche diese erhöhte Sterblichkeit zu senken vermögen.
Zusammenfassung: Dr. Dominique Braun, UniversitätsSpital Zürich
Kommentar Positivrat
David Haerry
Eine süsse Pille mit etwas bitterem Abgang als Kürzestfassung dieser Publikation. Die 13’000 Patienten in dieser internationalen Studie der ART-CC Kohortenkollaboration haben vor zwanzig Jahren, zwischen 1996 und 1999 eine HIV-Therapie begonnen. Viele dieser Patienten waren damals bereits sehr schwer an AIDS erkrankt und schon sehr lange infiziert. Der Erfolg der antiretroviralen Therapie zeigt sich in dieser schwer geprüften Patientengruppe besonders deutlich: Die häufigsten Todesursachen nach über 10 Jahren Therapie sind nicht AIDS-bedingte Erkrankungen, sondern Leberkrebs sowie Herz-Kreislauferkrankungen. Für sehr viele Patienten funktioniert die Therapie. Der bittere Abgang betrifft intravenös Drogenkonsumierende – sehr viele starben an Lebererkrankungen und Hepatitis-C. Für diese Patienten kamen die neuen Hepatitis-Medikamente zu spät.
Die Sterblichkeit von Patienten, welche die HIV-Therapie nach dem Jahr 2000 begonnen haben, hat sich nochmals deutlich verbessert. ART-CC hat soeben eine ganz neue Studie dazu publiziert – wir werden sie im nächsten Newsletter besprechen.