Clinical Infectious Diseases

Braun et al.

Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), mit wechselnden Sexualpartnern stecken sich häufig mit sexuell übertragbaren Krankheiten (STIs) an. Doch bei den meisten verlaufen diese Infektionen symptomlos. Weil sie aber diese Infektion an andere Personen weitergeben können, sollten sich MSM mit wechselnden Sexualpartnern alle drei Monate auf STIs untersuchen lassen insbesondere, wenn bestimmte Risikofaktoren vorliegen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Zürcher HIV-Primo-Infektionskohorte, welche am Universitätsspital Zürich durchgeführt wird und in der auch Teilnehmer der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie eingeschlossen sind.

«Wenn’s juckt oder brennt, dann bitte zum Arzt». So lautet die Botschaft einer Kampagne des Bundesamts für Gesundheit, die Personen mit einer Geschlechtskrankheit auffordert, sich testen zu lassen. Forscher des Universitätsspital Zürich haben in ihrer neusten Studie gesehen, dass Symptome wie Ausfluss aus dem Enddarm oder Halsschmerzen tatsächlich stark auf eine STI hinweisen. Allerdings hatten zwei Drittel der infizierten MSM überhaupt keine Symptome zum Zeitpunkt der Testung.

In der im Fachblatt «Clinical Infectious Diseases» publizierten Studie wurden rund 200 HIV infizierte MSM auf sexuell übertragbare Infektionskrankheiten untersucht. Diese Männer wurden in der frühen Phase der HIV-Infektion diagnostiziert und standen unter einer wirksamen HIV-Therapie, sodass sie bezüglich ihrer HIV-Infektion nicht mehr als infektiös galten. Jeder dritte dieser Männer infizierte sich innerhalb von ca. 1.5 Jahren mit einer oder mehreren STIs, am häufigsten mit Chlamydien (50%), seltener mit Tripper (25%) und Syphilis (19%), und sehr selten mit Hepatitis C (4%). Die Infektionen wurden dabei am häufigsten im Enddarm, aber auch im Rachen und vergleichsweise selten in der Harnröhre gefunden.

Verglichen mit anderen Studien in Westeuropa in der MSM Population ist die Anzahl der diagnostizierten Infektionen aussergewöhnlich hoch. Allerdings zeigten bis 70 Prozent der Infizierten keinerlei Symptome. Testet man nur aufgrund von Symptomen, entdeckt man solche Krankheitsträger nicht, es findet keine Behandlung statt und die Übertragung geht weiter. Es ist deshalb häufig schwierig zu entscheiden, welche Personen auf Geschlechtskrankheiten untersucht werden sollten, wenn keine Symptome vorliegen. Die Studienautoren suchten deshalb nach Risikofaktoren, die das Vorliegen einer sexuell übertragbaren Infektionskrankheit vorhersagen können. Wechselnde Sexualpartner zählten genauso zu den ermittelten Risikofaktoren wie Sex ohne Kondome oder der Gebrauch von Drogen wie Ecstasy, GHB oder Kokain.

Die Autoren empfehlen deshalb, die MSM, auf welche diese Risikofaktoren zutreffen, alle drei Monate auf STIs zu testen, auch wenn keine Symptome vorliegen. Da die Studie nur bei MSM durchgeführt wurde, können die Empfehlungen dieser Studie nicht gemeingültig auf Heterosexuelle übertragen werden. Es ist jedoch sinnvoll, auch asymptomatische Heterosexuelle mit vielen wechselnden Sexualpartnern regelmässig auf STIs zu testen. Falls Symptome wie Brennen oder Schmerzen im Genitalbereich vorliegen, sollte nach wie vor bei MSM und Heterosexuellen niederschwellig eine STI-Testung erfolgen, da diese Symptome stark auf eine Geschlechtskrankheit hinweisen.