Impfung von Menschen mit HIV gegen Herpes Zoster (Gürtelrose/Zona)

Das Varicella-Zoster-Virus, ein humanes Herpesvirus, ist im Kindesalter für Windpocken sowie bei älteren Menschen für Gürtelrose, auch Herpes Zoster oder Zona genannt, verantwortlich. Windpocken sind eine akute, primäre Infektion durch das Virus, während es sich bei der Gürtelrose um eine Reaktivierung des Virus aus der Latenzphase handelt. Nach einer Windpockenerkrankung kann das Virus nämlich ein Leben lang unbemerkt in den Nervenzellen des Körpers verbleiben und später wieder aktiv werden und eine Gürtelrose auslösen. Dabei kommt es auf einer Körperseite zu einem streifenförmigen Hautausschlag mit Bläschen. Gelegentlich ist der Ausschlag begleitet von starken und langanhaltenden Schmerzen. Diese Erkrankung kann vor allem bei älteren Personen oder Personen mit einem geschwächten Immunsystem schwere Symptome verursachen und zu Komplikationen führen. In der Schweiz verursacht Herpes Zoster jährlich mehr als 20’000 Arztkonsultationen. Die Hälfte der Patienten und Patientinnen sind über 65 Jahre alt.

Die Impfung gegen Herpes Zoster mit dem adjuvantierten Tod-Impfstoff (Shingrix®) wird in der Schweiz seit 2022 empfohlen.[1] Dies gilt für gesunde Personen ab 65 Jahren sowie für Patientinnen und Patienten mit Immundefizienz – wie etwa infolge einer HIV-Infektion – ab 50 beziehungsweise mit schwerer Immundefizienz ab 18 Jahren. Da HIV-Patienten nachweislich ein erhöhtes Risiko haben, an Herpes Zoster zu erkranken und weil dieses möglicherweise zur einer verstärkten Virusreplikation im Liquor (das heisst in der Körperflüssigkeit des zentralen Nervensystems) führen kann, ist eine Impfung für diese Patienten sinnvoll und wird von den HIV-Fachleuten empfohlen.

Zur Impfung (im Deltamuskel am Oberarm) sind zwei Dosen im Abstand von mindestens zwei Monaten erforderlich. Bei Personen mit Immundefizienz kann individuell auch ein Abstand von vier Wochen in Erwägung gezogen werden. Das Arzneimittel Shingrix mit dem Wirkstoff Varizella-Zoster-Virus-Glykoprotein E Antigen besteht aus einem Pulver mit dem Wirkstoff und einer Suspension zur Herstellung einer Injektionssuspension. Shingrix® als Impfstoff dient zur Vorbeugung von Gürtelrose (Herpes Zoster) bei Erwachsenen im Alter von 50 Jahren und älter und bei Erwachsenen im Alter von 18 Jahren und älter, die ein erhöhtes Risiko haben, an Herpes Zoster zu erkranken. Die Impfung mit dem Shingrix®-Impfstoff wird seit Februar 2022 durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung vergütet.

Unter dem Namen SHINGR’HIV[2] führt das Universitätsspital Genf in Zusammenarbeit mit anderen an der HIV-Kohorte beteiligten Spitälern eine Studie durch, um die Immunantwort des Impfstoffes Shingrix® gegen Herpes Zoster bei HIV-Patienten zu testen. Zugelassen sind Personen über 50 Jahre, die in die schweizerische HIV-Kohorte integriert aber bisher noch nicht gegen Herpes Zoster geimpft sind. Die Studie besteht aus zwei Impfungen im Abstand von 2 Monaten und 4 bis 6 Konsultationen mit jeweiliger Blutentnahme. Interessierte erhalten weitere Informationen auch bei ihrer Hausärztin oder ihrem Hausarzt.

19.06.23/ Hansruedi Völkle

[1] Quelle BAG:  https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/krankheiten-im-ueberblick/windpocken.html#:~:text=Die%20Impfung%20gegen%20Herpes%20Zoster,schwerer%20Immundefizienz%20ab%2018%20Jahren.

[2] Siehe: https://recherche.hug.ch/etudes/shingrhiv

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