HIV-positive Menschen unter erfolgreicher Therapie stecken niemanden an, auch nicht beim Sex. Diese Tatsache ist vielen Schweizerinnen und Schweizern nicht bekannt. Um das Wissen rund um HIV besser in der Bevölkerung zu verankern und um unbegründete Diskriminierung zu vermeiden, lanciert die Aids‐Hilfe Schweiz zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2019 eine Informationskampagne.

Die der Aids‐Hilfe Schweiz 2019 gemeldeten Diskriminierungen bleiben mit über hundert Fällen hoch, die Dunkelziffer wird als wesentlich höher eingeschätzt. «Gesamtschweizerisch gehen wir von mindestens 10‐mal mehr Fällen aus. Dies bedeutet, dass täglich 3 Menschen in der Schweiz aufgrund einer behandelbaren Krankheit diskriminiert werden», hält Geschäftsleiter Andreas Lehner fest.

Um das Wissen rund um HIV besser in der Bevölkerung zu verankern und der Diskriminierung entgegen zu wirken, lanciert Aids‐Hilfe Schweiz auch dieses Jahr zum Welt‐Aids‐Tag am 1. Dezember 2019 eine Informationskampagne. Diese baut auf der letztjährigen Kampagne auf, integriert aber drei neue Motive. Das Tabu‐Motiv macht anschaulich, wie tabuisiert eine HIV‐Infektion in unserer Gesellschaft immer noch ist. Das Wissen‐Motiv hingegen macht klar: Wissen hilft, um Ängste und Vorurteile abzubauen. Und mit dem Schutz‐Motiv schaffen wir die Verbindung zu den Love‐Life‐Kampagnen des Bundesamts für Gesundheit und ihrer differenzierten Schutzbotschaft. Zudem fordern wir explizit dazu auf, sich auf der Kampagnensite wissen.aids.ch über HIV zu informieren.

Testmotivation erhöhen
Die Kampagne hat auch einen präventiven Effekt, weil sie klarmacht: Nicht Menschen mit einer HIV-Diagnose sind der Motor der Verbreitung von HIV, sondern diejenigen, die sich aus Angst vor dem Resultat nicht testen lassen. Der Abbau von Angst und Stigmatisierung erhöht also die Testmotivation. Damit ergänzt die Kampagne die Safer‐Sex‐Botschaften der Love‐Life‐Kampagne, die das BAG gemeinsam mit der Aids‐Hilfe Schweiz und der Sexuellen Gesundheit Schweiz ausrichtet. Auf das Kondom verzichten sollten serodiskordante Paare (ein Partner ist HIV‐positiv) nur, wenn beide gut informiert sind und sich mit der gemeinsamen Entscheidung wohlfühlen. Bei flüchtigen sexuellen Begegnungen ist das schwieriger. Die Aids‐Hilfe Schweiz empfiehlt hier deshalb, Kondome oder allenfalls die Präexpositionsprophylaxe PrEP zu verwenden.

Stimmen zur Kampagne
Anlässlich der Kampagne sprechen in der aktuellen Nummer der Swiss Aids News Betroffene und Fachleute über den Stellenwert der Nicht‐Übertragbarkeit von HIV unter erfolgreicher Therapie: «Trotz der eindeutigen medizinischen Fakten bleibt es schwierig, die Gesellschaft davon zu überzeugen. Leider führt dies in der Schweiz und auf der ganzen Welt noch immer zur Diskriminierung von Menschen, die mit HIV leben.» Alexandra Calmy, Professorin und leitende Ärztin, Universitätsspital Genf.
«Vor meiner eigenen Diagnose hatte ich diesbezüglich keine Ahnung und weiss ehrlich gesagt nicht, wie ich auf einen HIV‐positive Partnerin reagiert hätte. Ich versuche mittlerweile immer zu vermitteln: Wichtig ist, keine Angst, aber Respekt vor dem HI‐Virus zu haben.» Christoph Philipp Klettermayer, Fotograf und Autor. Schreibt unter seinem Pseudonym als Philipp Spiegel seit 2017 regelmässig über sein Leben mit HIV.
«Mit der diesjährigen Kampagne der Aids‐Hilfe Schweiz zum 1. Dezember, dem Welt‐Aids‐Tag, wollen wir die Solidarität der Gesellschaft mit HIV‐positiven Menschen, ihren Familien und Freunden stärken.» Martin Klöti, Präsident der Aids‐Hilfe Schweiz.
«Die Betroffenen schätzen es sehr, dass das Thema Nichtnachweisbarkeit endlich offen und auf breiter Ebene behandelt wird. Nur so kann die Stigmatisierung verschwinden.» Emmanuelle Studer, Präsidentin Arc‐en‐ciel.
«Prävention ist vielfältiger, als bloss Kondome zu benützen. Diese Massnahme genügt nicht. Wichtig ist, viele Mittel parallel anzuwenden: So kommen wir zum Erfolg, nämlich HIV schlussendlich auszurotten.» David Haerry, Positivrat Schweiz.

 

Aids-Hilfe Schweiz / November 2019

 

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