Hepatitis C lässt sich bei HIV-positiven Männern, die Sex mit Männern haben, eliminieren

Braun D et al, Clinical Infectious Disease 2020

HIV-positive Männer, die Sex mit Männern haben, können sich über den sexuellen Weg mit Hepatitis C infizieren. Eine Kombination von systematischem Testen, hochwirksamen Hepatitis-C-Medikamenten und Verhaltensintervention kann die Viruserkrankung in dieser Risikogruppe eliminieren. Das zeigt eine vom Universitätsspital Zürich durchgeführte, schweizweite Studie.

Weltweit nimmt die Zahl der HIV-positiven Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) und sich mit Hepatitis C (HCV) anstecken, deutlich zu. Seit 2008 wurde in der Schweiz in dieser Risikogruppe ein fast zwanzigfacher Anstieg von neuen Hepatitis–C-Infektionen verzeichnet. Diese Beobachtung entstammt der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie, deren Teilnehmer routinemässig einmal im Jahr auf HCV getestet werden.

Im Rahmen einer schweizweiten Studie «Swiss HCVree» testeten Braun und Kollegen in einer ersten Phase 3’700 (80%) aller 4’000 HIV-infizierten MSM aus der Schweizerischen Kohortenstudie mit dem modernsten Testverfahren auf Hepatitis C. Dabei fanden sie 177 HCV-Infektionen. Dies entspricht einem Vorkommen der Erkrankung bei 4.3 Prozent der MSM in der SHCS. Von den 177 entdeckten Infektionen hatten sich 31 Teilnehmer im vergangenen Jahr neu infiziert, die übrigen litten an einer chronischen Hepatitis C. In der zweiten Phase der Studie wurde allen Teilnehmern eine kostenlose Behandlung mit hochwirksamen Anti-Hepatitis-Präparaten angeboten. Dies zu einer Zeit, in der die Krankenkassen die bis zu 80’000 Franken teure Therapie nur bei einem kleinen Teil der HCV-infizierten Personen in der Schweiz übernahmen. Dank der Studie konnten die Teilnehmer nun doch von einer Behandlung profitieren.

Insgesamt liessen sich 90 Prozent der Studienteilnehmer medikamentös behandeln. Während zwölf Wochen nahmen sie täglich ein Präparat ein. Bis auf einen konnten alle Teilnehmer von ihrer Hepatitis-C-Infektion geheilt werden. Die meisten Studienteilnehmer profitierten zusätzlich von einer Verhaltensintervention mit dem Ziel ihr sexuelles Risikoverhalten zu reflektieren. Die Verhaltensintervention wurde von einer Forschergruppe von der Universität Basel eigens für den Swiss HCVree Trial entwickelt. In vier Sitzungen wurden die Teilnehmer mittels Videomaterial und Gesprächen darauf geschult, sexuell riskantes Verhalten zu reduzieren und damit das Risiko einer erneuten HCV Infektion zu minimieren.

Gleich im Anschluss an die Behandlungsphase wiederholten Braun und Kollegen den HCV-Test an derselben Personengruppe wie in der ersten Phase. Dabei fanden sie 84 Prozent weniger chronisch Infizierte, die Zahl der Neuinfektionen war halbiert. Das Vorkommen der Erkrankung hatte sich um das Zehnfache von 4.3 auf 0.4 Prozent reduziert. Bei den 20 Prozent der MSM welche innerhalb der Studie nicht getestet wurden, haben sich die Forscher die Datenbank und die Blutbank der SHCS zu Nutze gemacht, um die Analysen für den Zeitraum bis Ende 2019 zu komplettieren. Aus tiefgefrorenen Plasmaproben und mittels Abgleich der SHCS-Datenbank wurde für 99 Prozent dieser MSM der HCV-Test nun nachträglich ergänzt. Es fanden sich nun im ganzen Jahr 2019 nur noch zwei Hepatitis C Neuinfektionen; das Ziel der HCV-Elimination war erreicht.

Insgesamt hat die Swiss HCVree Studie gezeigt, dass man in einer Risikopopulation mit gezielten Massnahmen Hepatitis C eliminieren kann. Die in der Studie untersuchte Kombination von systematischem Testen, medikamentöser und Verhaltenstherapie werten die Autoren als geeignete Methode, um Hepatitis C bei HIV-positiven Männern, die Sex mit Männern haben, langfristig zu eliminieren, was die WHO als Ziel vorgegeben hat. Die Studie hat zudem Modellcharakter: das grundlegende Prinzip, mit umfassender Diagnostik und angewandter Therapie die Übertragungskette zu unterbrechen, lässt sich auch auf andere Bevölkerungs- oder Patientengruppen übertragen.



Kommentar Positivrat

David Haerry

Als diese Studie geplant wurde, hat man sich hinter den Kulissen noch gestritten, ob dieses Vorgehen nötig war. Doch die Verantwortlichen der Kohorten-Studie haben die Gelegenheit beim Schopf gepackt, und ein Beispiel gesetzt. Alle HCV ko-infizierten Männer mit HIV sofort zu behandeln hat die Übertragungsketten unterbrochen und Neuansteckungen verhindert. Die zusätzlich durchgeführte Verhaltensintervention hat den Betroffenen gezeigt, wie sie sich künftig besser vor einer Neuansteckung mit Hepatitis C schützen können.

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