Arbeitsfähigkeit und Beschäftigungsrate von HIV-infizierten Personen, welche in der Schweizerischen HIV Kohortenstudie unter einer antiretroviralen Therapie stehen.
Open Forum Infectious Diseases

Über die letzten Jahrzehnte hat sich die Lebenserwartung von HIV-infizierten Personen aufgrund der Verfügbarkeit von wirksamen antiretroviralen Therapien (ART) derjenigen der Allgemeinbevölkerung angeglichen. Daraus resultierend hat sich auch die Arbeitsfähigkeit und die Erwerbstätigenrate von HIV-infizierten Personen verbessert, welche früher aufgrund von HIV-bedingten Erkrankungen nicht mehr arbeitsfähig waren. Die Autoren Elzi und Kollegen haben in der vorliegenden Studie die Arbeitsfähigkeit und die Beschäftigungsraten von 5’800 Personen aus der Schweizerischen HIV Kohortenstudie (SHCS) untersucht, welche unter einer wirksamen ART stehen. Die Autoren haben angeschaut, welche Faktoren eine Wiederaufnahme der Arbeitsfähigkeit ein Jahr nach Beginn der ART begünstigen, haben einen Vergleich der Arbeitsfähigkeitsraten über eine Zeitperiode von 5 Jahren angestellt und Risikofaktoren ermittelt, welche zu einer Arbeitsunfähigkeit führen.

Zu Beginn der Studie, bevor die Personen mit ihrer ART starteten, waren 8.1% der Personen nur teilweise und 16.3% der Personen vollständig arbeitsunfähig. Von den Personen, welche vor ART-Beginn arbeitsunfähig waren, blieben 53.6% auch ein Jahr danach arbeitsunfähig.

Im Gegenteil hierzu waren

mit einer tieferen Wahrscheinlichkeit vergesellschaftet, die Arbeitsfähigkeit wiederzuerlangen.

Das Wiedererlangen der Arbeitsfähigkeit 1 Jahr nach Beginn der ART stieg von 24% in der Studienperiode 1998-2001 auf 41.2% in der Studienperiode 2009-2012 markant an, allerdings kam es dabei nicht zu einem begleitenden Anstieg der Beschäftigungsrate.

Zusammengefasst reflektiert die Studie die markant verbesserte Prognose von HIV-infizierten Personen, welche unter einer ART stehen. Erfreulicherweise ist die Arbeitsfähigkeit in dieser Personengruppe über die letzten Jahre deutlich angestiegen, allerdings bleibt eine Diskrepanz zu dem nach wie vor tiefen Beschäftigungsgrad. Dies zeigt auf, dass nach wie vor Hürden bei der Reintegration von HIV-infizierten Personen in den Arbeitsprozess bestehen und hierfür Lösungen gesucht werden müssen. Als Ansätze könnten Beschäftigungsprogramme, ein Angebot an Teilzeitarbeit, die Ausbildung entsprechender Fachpersonen und ein gezielter Austausch zwischen Arbeitgebern und dem Gesundheitswesen dienen.


Kommentar Positivrat:
Über diese Publikation haben wir im Frühjahr bereits berichtet:
https://positivrat.ch/cms/medizin/studien/159-arbeitsfaehigkeit-und-beschaeftigungsgrad-von-menschen-mit-hiv-unter-antiretroviraler-therapie.html