Position Positivrat Schweiz
Die WHO empfiehlt sie, die European AIDS Clinical Society will sie, die Amerikaner machen es schon lange – Wir wollen die PrEP für die Schweiz.
Wenn sich fast alle einig sind, müsste man eigentlich kein Lobbying machen. Aber beim Thema PrEP ist schon immer alles anders gewesen. Noch selten hat ein Thema über so viele Jahren immer wieder dieselben Kontroversen produziert. In der Schweiz ist die Debatte in vollem Gang, und beim eigentlichen Zielpublikum, den Männern, die Sex mit vielen Männern haben und die es mit dem Gummi drum nicht immer schaffen, ist sie noch gar nicht angekommen.
Wer soll eine PrEP kriegen?
- Alle HIV-negativen Männer und Transgender, die Sex mit Männern haben und die mit Gelegenheitspartnern Kondome nicht konsequent einsetzen.
- Alle HIV-negativen Männer und Transgender, die Sex mit Männern haben und die nicht therapierte HIV-positive Partner haben.
- HIV-negative Männer, die kürzlich eine sexuell übertragbare Krankheit hatten oder eine PEP brauchten, sollen auf PrEP angesprochen werden.
- Bei HIV-negativen heterosexuellen Frauen und Männern, die Schwierigkeiten haben, Kondome immer einzusetzen und die nicht therapierte HIV-positive Partner haben, soll man eine PrEP erwägen.
Wer soll eine PrEP verschreiben?
- Ausschliesslich Ärzte, die Erfahrung mit dem Verschreiben von HIV-Medikamenten haben. Die PrEP Benutzer sollen klinisch überwacht werden. Zudem brauchen sie ein Begleitprogramm.
Wer soll bezahlen?
- Im Moment sind es in der Schweiz die Patienten selber. Die Diskussion muss aber offen und sorgfältig geführt werden – eine PrEP muss für alle, die sie brauchen, zugänglich und erschwinglich sein.
Was ist noch zu beachten?
- Die PrEP funktioniert nur, wenn sie genommen wird. Die Patienten brauchen Adhärenzunterstützung.
- Die Patienten sollen über die Wirkungsweise von PrEP beraten und aufgeklärt werden. Sie müssen wissen, dass die PrEP nur vor einer HIV-Infektion, nicht aber vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten schützt. Sie sollen wissen, dass Medikamente Nebenwirkungen haben können.
- Die PrEP ist keine Dauermassnahme fürs ganze Leben.
- Viele MSM nehmen Drogen beim Sex. Drogen, inklusive Alkohol, spielen beim ungeschützten Sex eine treibende Rolle. Die Checkpoints und die Kliniken müssen hier ihr Angebot ausbauen und Abstinenzprogramme entwickeln und anbieten.
- Aus ethischer Perspektive darf eine als wirksam anerkannte Massnahme den Patienten nicht vorenthalten werden.
- Frankreich führt die PrEP ab 2016 ein, das Sozialversicherungssystem übernimmt die Kosten. Die französischen Überlegungen und Erfahrungen sind zu berücksichtigen.
Zürich, 25. November 2015