In die PARTNER-Studie werden Paare aufgenommen, bei denen ein Partner HIV-positiv, und der / die andere HIV-negativ ist. Die HIV-positive Person ist unter Therapie, und das Paar verwendet beim Sex kein oder nicht immer ein Kondom.
Was vor dem EKAF-Statement noch Schockwellen ausgelöst hätte, wird jetzt klinisch untersucht: die Auswirkung der HIV-Therapie auf das Übertragungsrisiko bei Paaren, die sich entschieden haben, angesichts unterdrückter Viruslast beim Sex ab und zu oder immer auf Kondome zu verzichten.
Das EKAF-Statement wurde vor drei Jahren sowohl heftig begrüsst wie auch kritisiert. Die Kritiker bemängelten fehlende Daten, vor allem aus der Gruppe homosexueller Menschen. Die EKAF hat allerdings nie behauptet, dass das Übertragungsrisiko unter Therapie gleich Null sei – man ist einfach aus der Beobachtung davon ausgegangen, dass dieses Risiko kleiner ist als beim kondomgeschützten Geschlechtsverkehr bei serodiskordanten Paaren, bei denen der HIV-positive Partner keine Therapie nimmt.
Wir haben einen guten Überblick darüber, was die „hohen“ und was die „niedrigen“ Risiken sind, aber nur wenige Untersuchungen haben hierzu konkrete Zahlen vorgelegt. Insbesondere interessieren uns homosexuelle Paare, denn von heterosexuellen Paaren gibt es bereits Kohortendaten. Diese beziffern das Risiko unter Therapie auf 5 Infektionen während 1’100 Personenjahren, oder 0.46 pro 100 Jahre. Wenn die Viruslast beim infizierten Partner unter 400 Kopien sinkt, wurde keine Übertragung mehr beobachtet . Eine weitere, an der Retrovirenkonferenz 2010 publizierte Studie aus Südafrika zeigte, dass die Therapie alleine das Übertragungsrisiko um 90% senkt. Bei Kondomgebrauch sinkt das Risiko um 85% – das heisst: bei heterosexuellen Paaren ist, statistisch gesehen, die Therapie sicherer im Verhüten einer HIV-Übertragung als das Kondom.
Wir wissen, dass richtig angewendete Kondome eine Ansteckung mit hoher Sicherheit verhindern. Wir wissen aber auch, dass Kondome reissen oder abrutschen können, und dass nicht jeder auch jedes Mal Kondome benutzt. Besonders gerne „vergessen“ wird das Kondom in festen Partnerschaften – und mit diesen beschäftigt sich die PARTNER-Studie. Untersucht werden auch die Gründe, weshalb in der festen Beziehung auf das Kondom verzichtet wird.
Wer kann teilnehmen?
Mitmachen können alle Paare, hetero- oder homosexuell, wenn:
- eine/r HIV-positiv ist und behandelt wird, und der / die andere HIV-negativ ist.
- das Paar im letzten Monat miteinander ungeschützten Geschlechtsverkehr hatte (vaginal oder anal).
- das Paar davon ausgeht, in den kommenden Monaten erneut Geschlechtsverkehr zu haben.
Aus ethischen Gründen wird den Studienteilnehmern angeraten, beim Sex ein Kondom zu benutzen.
Mitmachen, was bedeutet das?
Während einem Jahr wird alle 3-6 Monate
- die HIV-positive Person gebeten, einen Fragebogen zum Sexualverhalten mit dem Partner / der Partnerin auszufüllen.
- die HIV-negative Person gebeten, einen Fragebogen zum Sexualverhalten mit dem Partner / der Partnerin auszufüllen.
Was passiert, wenn während der Studie der negative Partner positiv wird?
In diesem Fall wird von beiden eine Blutprobe genommen. Die Viren in beiden Proben werden untersucht: es wird geprüft ob diese sich ähnlich sind. Damit lässt sich etwas zur Wahrscheinlichkeit einer Übertragung innerhalb der Partnerschaft sagen. Diese Untersuchung wird allerdings anonymisiert; das Ergebnis wird den Partnern nicht mitgeteilt.
Warum sollten betroffene Paare mitmachen?
Wenn wir bessere Daten zum Übertragungsrisiko unter Therapie haben, hilft man erstens sich selber, zweitens aber auch anderen betroffenen Leuten. Wir werden in Zukunft bessere Informationen über das Restrisiko einer Übertragung unter Therapie haben, und wir können auch hoffen, die Anzahl neuer Infektionen reduzieren zu können. Das heisst: wir können effektivere Gesundheits- und Beratungsprogramme erarbeiten. Die Studienergebnisse sind also für alle Länder wichtig.
Wo in der Schweiz läuft die Studie?
Bereits angelaufen ist die PARTNER-Studie in Basel, Lugano, St. Gallen und am Universitätsspital in Zürich. Bern folgt in Kürze. Wer mitmachen möchte, sollte seinen Arzt oder seine Ärztin bei der nächsten Konsultation auf diese wichtige Studie ansprechen.
Rekrutierende Zentren: Basel, Bern, Lugano, St. Gallen, Zürich
Fragen zur Studie: study (at) positivrat.ch