«Gemeinsam für die Liebe und die Lust, gemeinsam gegen die Angst.»
HIV-positive Menschen unter erfolgreicher Therapie stecken niemanden an, auch nicht beim Sex.
Die Aids-Hilfe Schweiz lanciert zum 1. Dezember 2018, dem Welt-Aids-Tag, eine neue Kampagne mit der Botschaft: «HIV-positive Menschen mit unterdrückter Virenlast – das bedeutet, sie nehmen eine antiretrovirale Therapie ein und lassen sich regelmässig testen – geben das Virus nicht mehr weiter.»
Die Kampagne ergänzt die weiterhin gültige Präventionsbotschaft, sich beim One-Night-Stand und wechselnden Sexualpartner_innen mit einem Kondom zu schützen.
Was soll diese Kampagne?
Sie soll die 2008 erstmals von der damaligen Eidgenössischen Kommission für Aidsfragen publizierte wissenschaftliche Erkenntnis «HIV-positive Menschen unter erfolgreicher Therapie stecken niemanden an» bekannter machen. Denn das Wissen um diesen Fakt baut Ängste und Vorurteile gegenüber HIV-positiven Menschen ab.
Warum startet die Aids-Hilfe Schweiz die Kampagne gerade jetzt?
Die uns gemeldeten Diskriminierungsmeldungen aufgrund von HIV haben einen neuen Höchststand erreicht. Immer wieder berichten uns HIV-positive Menschen vom Unwissen und dem daraus resultierenden diskriminierenden Umgang, dem sie im Alltag begegnen. Dies passiert im beruflichen oder privaten Umfeld, aber auch im Kontakt mit Versicherungen, Spitälern oder Behörden.
Ist die Aufgabe der Aids-Hilfe Schweiz nicht eher die Prävention vor HIV?
Das Engagement gegen die Diskriminierung und Stigmatisierung von HIV-positiven Menschen ist eine explizit formulierte Aufgabe im «Nationalen Programm HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen» des Bundesamts für Gesundheit, das unseren Auftrag absteckt. Diese Kampagne hat aber auch einen präventiven Effekt, weil sie klarmacht: Nicht Menschen mit einer HIV-Diagnose sind Motor der Verbreitung von HIV, sondern diejenigen, die sich aus Angst vor dem Resultat nicht testen lassen. Der Abbau von Angst und Stigmatisierung erhöht die Testmotivation – das hat die schon seit mehreren Jahren laufende #undetectable-Kampagne gezeigt, die sich mit derselben Botschaft gezielt an schwule Männer richtet.
Propagiert die Aids-Hilfe Schweiz jetzt Sex ohne Gummi?
Die entscheidende Frage lautet, ob die Bedingungen wirklich erfüllt sind. HIV-Positive können diese Frage gemeinsam mit ihrem Arzt klären. HIV-Negative und Ungetestete müssen darüber mit ihrem HIV-positiven Partner oder ihrer HIV-positiven Partnerin reden. Und dann muss jeder oder jede für sich selber entscheiden, ob er oder sie dem Gegenüber vertraut und allenfalls ohne Kondome Sex praktiziert. Auf das Kondom verzichten sollten Paare nur, wenn beide gut informiert sind und sich mit der gemeinsamen Entscheidung wohlfühlen. Bei flüchtigen sexuellen Begegnungen ist das schwieriger. Hier fällt, in der Regel, ein Vertrauensverhältnis weg. Die Aids-Hilfe Schweiz empfiehlt, bei Unsicherheiten Kondome zu verwenden.
Was heisst «erfolgreiche Therapie»?
Die Viruslast muss seit mindestens einem halben Jahr unter der Nachweisgrenze liegen und der oder die HIV-Positive muss die Medikamente regelmässig einnehmen. Ob die Bedingungen erfüllt sind, muss alle drei Monate durch Bluttests in einer auf HIV spezialisierten Praxis überprüft werden.
Autor: Aids-Hilfe Schweiz
www.aids.ch