In diesem Jahr ist die Schweiz Gastgeberin des 17. Europäischen AIDS-Kongresses – EACS 2019. Vom 6. bis 9. November 2019 werden in Basel mehr als 3.000 Teilnehmende aus Europa und anderen Teilen der Welt erwartet.

Auch Menschen mit HIV und ihre Communities wollen den Kongress nutzen. Mit einer breit angelegten, öffentlichen Kampagne gehen sie gegen die bei HIV noch immer bestehenden Vorurteile und Stigmatisierungen vor. Unter dem Titel #NoHIVstigma will die Kampagne von Basel aus in die ganze Schweiz, nach Europa und darüber hinaus wirksam werden. Es wird der erste EACS sein, an dem die Community in so bedeutendem Umfang beteiligt ist.

Während die Wissenschaft große Fortschritte gemacht hat, ist die Diskriminierung von Menschen mit HIV geblieben. Angst und Vorurteile gegenüber Menschen mit HIV sitzen tief, obwohl hierfür niemals Gründe vorlagen.

Im Schweizer Alltag existieren Stigmatisierung und Diskriminierung auf allen Ebenen. Menschen mit HIV werden damit im Privaten, am Arbeitsplatz und auch immer wieder in medizinischen Einrichtungen konfrontiert. Viele können aufgrund des öffentlichen Drucks mit ihrer HIV-Infektion nicht so leben wie andere Menschen. Bei großen Teilen der Bevölkerung lässt sich ein enormer Mangel an Wissen feststellen. So ist der Allgemeinbevölkerung viel zu wenig bewusst, dass man sich beim Sex mit einer Person mit HIV, die sich erfolgreich in Therapie befindet, gar nicht infizieren kann. Eine Folge dieser mangelnden Aufklärung: Manche Menschen mit HIV stigmatisieren sich auch selbst.

Vor diesem Hintergrund hat Life4meplus die Kampagne #NoHIVstigma ins Leben gerufen. Sie findet im Internet und den sozialen Medien statt, aber auch sichtbar im öffentlichen Leben.

Zum Kampagnenstart wehen Fahnen auf den Straßen und Plätzen der Stadt Basel. Die Flaggen in der Clarastrasse und auf dem Claraplatz enthalten zentrale Botschaften. Beispielsweise erfahren Basler und Gäste hier auf Deutsch und auf Englisch, dass es möglich ist, mit HIV zu leben. Und dass HIV bei erfolgreicher Therapie nicht mehr ansteckend ist. Oder wie das Stigma gestoppt werden kann.

Die erste Veranstaltung der Kampagne wird die «Think Positive»-Party in der Bar Rouge über den Dächern von Basel sein. Eingeladen sind hierzu alle, unabhängig von ihrer kulturellen Herkunft oder sexuellen Orientierung, ihrem Alter oder Geschlecht. Bei dieser Party treffen sich alle Engagierten, Interessierten und Solidarischen. Aktivisten/-innen und Menschenrechtler/-innen, die sich für die Rechte von Menschen mit HIV oder Transgender einsetzen. Mediziner/-innen, Forschende, Sexarbeitende. Gays, Heteros, Bi, Basler/-innen, Gäste aus dem In- und Ausland und viele mehr. Ihre gemeinsame Botschaft: «Wir feiern das Leben! Egal, wie die Diagnose lautet, es ist wichtig, das Leben in vollen Zügen zu leben.“

Plakate, Radio-Spots und Anzeigen im öffentlichen Verkehr, die zu einer Demonstration aufrufen, sind weitere Teile der Kampagne. In der ersten Novemberwoche unterstützen Radio Energy und RadioX #NoHIVstigma.

Ein Höhepunkt der Kampagne wird eine Demonstration mit Protestmarsch durch die Stadt Basel sein. Viele Partner, darunter die Parteien SP, Grüne und Basels starke Alternative (BastA) unterstützen die Demonstration. Auch sie teilen die Botschaft #NoHIVstigma, wollen ein Zeichen setzen gegen Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen, die mit HIV leben. Die Botschaft umfasst alle, die sich betroffen oder solidarisch fühlen, ob LGBTI+, Sexarbeitende oder Migrantinnen und Migranten.

Oft hilft es, sich über Klischees lustig zu machen. Humor verbindet, befreit und hilft, andere Menschen besser zu verstehen. Mit Humor kann Entstigmatisierung schneller und einfacher gelingen. Daher unterhalten engagierte Drag Queens bei mehreren Partys die Gäste. Dank ihrer Mitwirkung wird die Aufklärung fröhlich und witzig. So auch beim jährlichen Drag Queen Contest – «Drag Roy-lälle-ty».

In diesem Jahr dieses Mal unterstützt der Contest die Kampagne #NoHIVstigma. Geladene Gäste führen Sketche auf und Contest-Teilnehmende können Fragen zu HIV beantworten. In fröhlicher Stimmung wollen sie gegen das HIV-Stigma anlachen und damit zu einer „NO STIGMA Welt“ beitragen.

Die Kampagne endet mit einer großen «After Party» in Zürich im Heaven Club, die ebenfalls die Initiative #NoHIVstigma unterstützt.

Initiatorin der Kampagne ist das Projekt Life4meplus. Die Organisation mit Sitz in der Schweiz kooperiert zum ersten Mal mit der Fachgesellschaft, die den EACS ausrichtet.

 

 

Alex Schneider / September 2019