Das Bundesamt für Gesundheit BAG publiziert ein wöchentliches Bulletin für medizinische Fachpersonen und Medienschaffende. Die Ausgabe vom 14. November 1 kommt mit einem neuen, besser lesbaren Layout. Sie widmet sich ganz der Epidemiologie von HIV und anderer sexuell übertragbarer Krankheiten.

Was wir da lesen, gefällt uns gar nicht. Auf Seite 14 findet sich eine Abbildung mit den HIV-Labormeldungen nach Geschlecht und Testjahr, 1985-2015. Das sieht noch ganz gut aus. Auf Seite 20, Abbildung 5 kommt der dicke Fisch. Diese Grafik zeigt frische und ältere HIV-Infektionen für MSM, heterosexuelle Männer und heterosexuelle Frauen. Bei neuen Diagnosen schaut man in der Schweiz gut hin: handelt es sich um eine ältere oder eine frische Infektion? Das hilft der Interpretation der Daten.

Es zeigt sich, dass bei den MSM die frischen Infektionen seit 2013 von 100 auf über 150 angestiegen sind. Das sind 50% mehr frische Infektionen! Im Begleittext unter dem Titel „Fazit“ folgt ein geradezu frivoler Kommentar: „Bei MSM wurden häufiger frische Infektionen diagnostiziert als bei Personen mit heterosexuellem Ansteckungsweg. Die Zahl dieser Fälle hat seit dem Jahr 2014 zugenommen. Dies könnte teilweise auf eine Zunahme von HIV-Tests in dieser Gruppe zurückzuführen sein, doch ist eine Zunahme der Neuinfektionen nicht ausgeschlossen.“

Liebes Bundesamt, diese Interpretation ist nicht haltbar. Wir erwarten eine Stellungnahme der Eidgenössischen Kommission für Sexuelle Gesundheit EKSG!

 

http://www.bag.admin.ch/hiv_aids/05464/05498/05766/