Abela I et al, Clinical Infectious Diseases, März 2019

 

In der westlichen Welt ist die Rate an erworbener Resistenz auf HIV-Medikamente aufgrund der Verfügbarkeit der hoch potenten HIV-Medikamente und der Möglichkeit der Überwachung des Therapieerfolges mittels Viruslast Messungen stark zurückgegangen. Es gibt aber nach wie vor Patienten, die ein erhöhtes Risiko haben, unter einer HIV-Therapie eine Resistenz zu entwickeln. Die vorliegende Studie hatte das Ziel, diese Risikofaktoren zu ermitteln. Damit sollen Strategien entwickelt werden, welche die Entwicklung von HIV-Resistenz in diesen Patientengruppen zu verhindern vermögen.

Aus der Datenbank der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie wurden insgesamt 115 Fälle ausgewählt, bei denen unter einer HIV-Kombinationstherapie mit 3 aktiven Substanzen eine erworbene Resistenz auf HIV-Medikamente aufgetreten war. Diese 115 Fälle wurden mit 115 Fällen ohne erworbene HIV-Resistenz (Kontrollgruppe) verglichen, die sich bezüglich verschiedenen Charakteristika (zum Beispiel Helferzellanzahl und Viruslast bei Therapiebeginn, Behandlungszentrum) stark ähnelten. Zudem gingen die Studienärzte alle 230 Patientenakten durch, um weitere Risikofaktoren zu ermitteln, welche nicht routinemässig alle sechs Monate im Rahmen der Kohorten-Visiten abgefragt werden.

Die Studienärzte konnten in ihren Analysen folgende Faktoren ermitteln, welche mit einem erhöhten Risiko für eine erworbene Resistenz auf HIV-Medikamente vergesellschaftet waren: Afrikanische Herkunft und Ethnie, Asylstatus, Symptome einer psychiatrischen Erkrankung, weibliches Geschlecht, Arbeitslosigkeit, niedriger Ausbildungsgrad und eine Behandlung mit Medikamenten gegen eine andere Infektionskrankheit (zum Beispiel Tuberkulose).

Zusammenfassend zeigt die Studie, dass eine erworbene Resistenz auf HIV-Medikamente nach wie vor auftreten kann und bestimmte vulnerable Patientengruppen ein erhöhtes Risiko hierfür haben. Die ermittelten Risikofaktoren in dieser Studie sollen dem Behandlungsteam helfen, solche Patienten frühzeitig zu erkennen und multidisziplinär (Psychiater, Sozialarbeiter) zu behandeln.